
Bücher über Depressionen
Erfahrungsberichte, Selbsthilfe & Fachbücher
Romane – Berichte – Ratgeber – Fachliteratur
Bücher über Depressionen können das Leiden nicht heilen, aber beim Verständnis der Krankheit nutzen. Bitte beachte: Die Literatur zu depressiven Störungen, die Du hier findest, ist eine rein subjektive Auswahl. Evtl. interessant für dich: Bibliotherapie – Lesen als Medizin?
Romane & Erfahrungsberichte über Depressionen
Du musst nicht von allen gemocht werden
Vom Mut, sich nicht zu verbiegen
von Ichiro Kishimi & Fumitake Koga
Der Weltbestseller aus Japan.
Ein zutiefst unglücklicher junger Mann trifft auf einen Philosophen, der ihm erklärt, wie jeder von uns in der Lage ist, sein eigenes Leben zu bestimmen, und wie sich jeder von den Fesseln vergangener Erfahrungen, Zweifeln und Erwartungen anderer lösen kann.
Es sind die Erkenntnisse von Alfred Adler – dem großen Vorreiter der Achtsamkeitsbewegung – die diesem bewegenden Dialog zugrunde liegen…
«Du musst nicht von allen gemocht werden» ist ein zugänglicher wie tiefgründiger und definitiv außergewöhnlicher Lebenshilfe-Ratgeber.
Die Glasglocke
von Sylvia Plath
Plath hat nur diesen einen Roman geschrieben, war aber als amerikanische Schriftstellerin und Lyrikerin bekannt. Sie erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die an ihren eigenen Anforderungen scheitert und in eine schwere Depression schlittert.
Nach einem Selbstmordversuch wird sie in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, wo sie langsam den Weg der Besserung findet.
Die Glasglocke" gilt als teil-autobiografisch. Plath litt selbst unter Depressionen. 1963 erschien der Roman zunächst unter einem Pseudonym – nur wenige Wochen später nahm sich die Autorin das Leben.
Seelenfinsternis. Die Depression eines Psychiaters
von Piet Kuiper
In diesem Buch über Depressionen schildert der niederländische Psychiater Piet Kuiper seine schwere Depression. All sein professionelles Wissen über seelische Störungen versagte vor seiner eigenen Erkrankung.
Dass ein Psychiater seine Depression aus fachlicher und betroffener Sicht in einem Buch vereinen kann, ist eine Seltenheit.
Die Erkenntnis des Autors, dass er als behandelnder Psychiater nicht annähernd begriff, was eine Depression überhaupt ist und dies erst durch die eigene Erkrankung erkannte, spiegelt wieder, wie unverstanden diese Krankheit ist.
Die Vögel singen sowieso
von Knut Calmund
Ganz neu und auf jeden Fall ein Ausnahme-Autor der besonderen Sorte.
Knut Calmund ist selbst von Depressionen betroffen und lässt seine Innen- und Gedankenwelt in kunstvoller Weise zu Wort kommen.
Der unbekannte Autor hat einen surrealen Schreib-Stil, der mich sehr an Rilke oder Kafka erinnert und auch jeden Surrealismus-Fan begeistern wird.
Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben
von Matt Haig
Haig war 24 Jahre alt, als ihn eine schwere Depression ins Bodenlose fallen lässt. Von der Depression wusste er zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts.
»Ich habe dieses Buch geschrieben, weil letztendlich doch etwas dran ist an den uralten Klischees: Die Zeit heilt alle Wunden, und es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, auch wenn wir es zunächst nicht sehen können.
Und manchmal können Worte einen Menschen tatsächlich befreien.« (Matt Haig)
Ich stimme nicht mit allen Sätzen & Weisheiten, die Haig in dem Buch äußert, überein. Trotzdem ist die Lektüre leicht & gewinnbringend. Kurze Kapitel, markante Worte, einfache & verständliche Sprache – das macht den Reiz dieses Buches aus.
All die verdammt perfekten Tage
von Jennifer Niven
Ein Jugendroman - einfache, aber berührende Lektüre.
Der Roman handelt von Finch und Violet, die sich am gleichen Tag das Leben nehmen wollten. Von da an beginnt für die beiden eine Reise, auf der sie wunderschöne wie traurige Dinge erleben und großartige Momente.
So passiert es auch, dass Finch bei Violet er selbst sein kann – ein verwegener, witziger und lebenslustiger Typ, nicht der Freak, für den alle ihn halten.
Und es ist Finch, der Violet dazu bringt, jeden einzelnen Moment zu genießen. Aber während Violet anfängt, das Leben wieder für sich zu entdecken, beginnt Finchs Welt allmählich zu schwinden.
Ratgeber zu Depressionen
So nah und doch so fern
Jeannette Bischkopf
Mit depressiv erkrankten Menschen leben
Angehörige von depressiv erkrankten Menschen stellen andere Fragen als die Patienten selbst: Bin ich vielleicht Schuld an der Depression meines Partners? Muss ich mir deshalb vieles gefallen lassen? Wie kann ich wirklich helfen?
Antworten gibt Jeannette Bischkopf in diesem Ratgeber und nimmt dabei konsequent die Perspektive der Angehörigen ein.
»Ein motivierendes und zur Selbsthilfe anleitendes Werk, welches empathisch auf die belastende Situation von Angehörigen depressiver Patienten und Patientinnen eingeht und viele, vor allem lösungsorientierte Bewältigungsmöglichkeiten anbietet. Darüber hinaus skizziert die Autorin ein umfassendes, auch für Laien verständliches Bild der Diagnose Depression und deren Ursache und Wirkfaktoren. Ein Mutmacher und Ratgeber für eine häufig vernachlässigte und therapeutisch wenig fokussierte Zielgruppe.«
– Gutachten der Stiftung Gesundheit.
„Es ist, als ob die Seele unwohl wäre ...“
Depression – Wege aus der Schwermut
Forscher bringen Licht in die Lebensfinsternis
Ebenfalls kein Buch, aber eine ausführliche Depressions-Broschüre (72 Seiten!) von 2007. Ich finde sie im Gegensatz zu vielen anderen Informationsdokumenten echt gelungen.
Sie soll zum Verständnis der Ursachen und der vielfältigen Therapien der Krankheit beitragen und ein tieferes Verstehen ermöglichen.
Klick auf das Bild und Du gelangst zum kostenlosen PDF
vgl auch: Ursachen psychischer Erkrankung (Philosophie) – Warum werden Menschen psychisch krank?
Ein Buch über Depressionen für Angehörige, Partner & Außenstehende
Lass mich – mir fehlt nichts!
von Xavier Amador
Wie spricht man mit Menschen, die glauben, psychisch gesund zu sein, obwohl alle anderen vom Gegenteil überzeugt sind?
Wie vermittelt man ihnen die Einsicht, dass eine Therapie das Beste für sie ist?
Angehörige und Therapeuten wissen, wie schwierig dies sein kann. Denn die "mangelnde Einsicht", psychisch erkrankt zu sein, ist keine bewusste Entscheidung des Betroffenen – sondern ein Symptom seiner Erkrankung.
Entsprechend überfordert sind Angehörige und Freunde, wenn das stetige Leugnen der Krankheit eine Behandlung unmöglich macht. Konflikte sind unausweichlich, nicht selten kommt es zum völligen Abbruch der Kommunikation. Doch gerade das Gegenteil ist wichtig.
Hierbei hilft das LEAP-Konzept des amerikanischen Psychologen Xavier Amador, das sich in der Praxis vielfach bewährt hat. Mit seiner Hilfe lässt sich die Kommunikation spürbar verbessern und ein Miteinander finden, das allen guttut. Das Konzept basiert auf den Bausteinen "Listen" (zuhören), "Empathize" (Empathie zeigen), "Agree" (zustimmen) und "Partner" (partnerschaftlich handeln).
Es richtet sich vor allem an Angehörige und Freunde, aber auch an alle Berufsgruppen, die sich professionell mit den Erkrankten beschäftigen: Ärzte, psychologische Psychotherapeuten, Pflegepersonal, Sozialarbeiter und Betreuer. Dieses Buch stellt das LEAP-Konzept anschaulich, verständlich und mit konkreten Handlungsanleitungen vor.
Schattendasein: Das unverstandene Leiden Depression
von T. Müller-Rörich, K. Hass, F. Margue, Annekäthi van den Broek, R. Wagner
Anders als bei anderen Krankheiten wagen es depressive Menschen häufig nicht, über ihre Erkrankung zu sprechen.
Unterstützung und Austausch finden sie seit einigen Jahren im Internetforum des "Kompetenznetz Depression, Suizidalität".
Vier Betroffene und eine Angehörige sichteten nun die Postings des Forums, kommentierten sie und verdichteten sie zu einem Ratgeber – fachlich betreut von Ärzten.
Sie führen zahlreiche Informationen auf: von der Frage wie sich Depression äußert über mögliche Therapien, die Rolle des sozialen Umfeldes bis hin zur Gesundung. Ein vielstimmiges und zugleich fundiertes Bild.
Eine Darstellung, die bislang dem Erleben und Fragen bei Depressionen sehr nahe kommt. Absolut lesenswert für Betroffene und Angehörige!
Vom Sinn des Augenblicks: Facetten erfüllten Lebens
von Elisabeth Lukas
Die Autorin schildert Beispielfälle und ihre Gedanken zu Menschen mit psychischen Problemen.
Innere Kraftlosigkeit und Unzufriedenheit mit den Lebensumständen plagen, weil Betroffene entweder von der Vergangenheit nicht loskommen oder sich von Sorge geplagt vor der Zukunft ängstigen.
Augenblick, das Jetzt und Hier wird vollkommen entwertet.
Elisabeth Lukas gibt hier coole Inspiration für die Fallgruben des Denkens und Tipps, wie man diesen begegnen kann.
Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk
– Viktor E. Frankl
Viktor Frankl (1905 - 1997) war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien. In den 1930er-Jahren begründete er die »Logotherapie und Existenzanalyse«: die »Dritte Wiener Richtung der Psychotherapie« nach Freud und Adler.
Das Buch gibt Einblick in seine grundlegenden Theorien, seine Einstellung zur Psychoanalyse und die Entwicklung der Logotherapie. Zu deren Kerngedanken zählt insbesondere die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Vgl. Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn (Frankl) – Buchtipp
Das Leben annehmen – So hilft die Akzeptanz- und Commitmenttherapie
– Matthias Wengenroth
Die diesem Buch zugrunde liegende Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), die hier erstmals in leicht verständlicher und unterhaltsamer Weise vorgestellt wird, bietet neuartige und sehr erhellende Einblicke in die Ursachen menschlichen Leidens.
Zudem zeigt ACT auf, wie wir besser mit den schwierigen Aspekten des Menschseins umgehen können - und gleichzeitig die eigenen Fähigkeiten und Stärken weiterentwickeln. Das Buch zeigt einfache, aber nachweislich wirksame Methoden zur Selbsthilfe.
Naja, eher etwas für Leute, die sich noch nicht mit buddhistischen Elementen beschäftigt haben und das erste psychotherapeutische Ratgeber-Buch in den Händen halten.
Fachliteratur Depressionen
Fachbücher zum Thema Depression
Wie ist es, depressiv zu sein?
Depressionen erleben
Ein Philosophie-Buch
Dieses Buch über Depressionen blickt hinter die klinische Diagnose auf die menschliche Erfahrung in der Krankheit.
Leidende, Angehörige, Therapeuten und Therapeutinnen finden hier nicht nur theoretische philosophische Einblicke, sondern auch wertvolle Impulse für ein besseres Verständnis von Depressionen und ihren Auswirkungen.
Was sind psychische Störungen?
Grundlagenfragen, gesellschaftliche Herausforderungen, Alternativen zur Biologie
von Stephan Schleim
Psychische Störungen werden immer häufiger diagnostiziert – und sie können prinzipiell jeden treffen. Allein die Diagnose Depression erhalten inzwischen rund 5 Millionen Deutsche jährlich, doppelt so viele Frauen wie Männer. Trotz der großen persönlichen und gesellschaftlichen Bedeutung erfährt die Öffentlichkeit aber nur wenig über die Hintergründe. Und selbst Fachleute hinterfragen nur selten verbreitete Vorurteile. So lassen sich beispielsweise über 200 Formen von Depressionen begrifflich unterscheiden.
Doch für alle soll dieselbe Therapie wirken?
Dieses Buch will Wissenslücken eines der wichtigsten Themen unserer Zeit schließen: Der Abschnitt über Grundlagen fasst den heutigen Kenntnisstand aus Wissenschaft und Philosophie zusammen. Was sind eigentlich psychische Störungen? Wer entscheidet darüber und welche Interessen spielen dabei eine Rolle? Was trägt die Hirnforschung zum Verständnis und zur Behandlung bei?
Danach werden einzelne Störungsbilder detailliert diskutiert. Im Mittelpunkt stehen hier die Aufmerksamkeitsstörung ADHS und Depressionen. Im dritten und letzten Teil werden psychische Störungen im Kontext unserer kapitalistischen Leistungsgesellschaft behandelt. Inwiefern könnten zunehmender Stress, überzogene Leistungsanforderungen und Perfektionismus für die steigenden Diagnosen verantwortlich sein? Und was ist von den Berechnungen zu halten, die Menschen mit psychischen Störungen als Kostenfaktor darstellen?
Die Erkenntnis, dass psychische Störungen keine naturgegebenen Dinge sind wie Atome oder Pflanzen, sondern von Experten gemachte Definitionen, ist von großer Bedeutung. Deren Unterscheidung von "normal" und "gestört" beeinflusst unser aller Leben.
Stephan Schleim ist Assoziierter Professor für Theoretische Psychologie an der Universität Groningen und schreibt seit über zehn Jahren sowohl für Fachzeitschriften als auch für ein breites Publikum. Seine Darstellung ist wissenschaftlich fundiert, wichtige Fachausdrücke werden verständlich erklärt.
Patriarchale Belastungsstörung
Geschlecht, Klasse und Psyche
von Beatrice Frasl
Psychische Gesundheit ist politisch
Unser Gesundheitssystem schreibt, als Teil unseres Gesellschaftssystems, Ungleichheiten fort. Sozialer und ökonomischer Background, kulturelle Rahmenbedingungen und der neoliberale Leistungsgedanke bestimmen, wer gesund ist und wer nicht, wer krank sein darf und letztendlich auch: wem Behandlungsmöglichkeiten offenstehen und wem diese verwehrt bleiben.
Ungleichheit in der psychischen Krankenversorgung geht uns alle etwas an!
Stigmatisierung und Tabuisierung: Wie können wir mit psychischen Erkrankungen umgehen?
Dass die psychische Krankenversorgung keine Selbstverständlichkeit ist, hängt eng mit der Pathologisierung bestimmter menschlicher Empfindungen zusammen, die nicht in das kapitalistische System passen.
Natürlich stark feministisch geprägt, hier werden aber all die Dinge über soziale Ungleichheit angesprochen, die ich selbst auch immer wieder thematisiere:
Depression und Lebenswelt: Eine phänomenologische Untersuchung
von Jannis Puhlmann
Wer verstehen will, wie es sich anfühlt, depressiv zu sein, muss tiefer blicken, als es die klinische Psychologie üblicherweise tut.
Eine Depression betrifft grundlegende Dimensionen des menschlichen Selbst- und Welterlebens. Die Krankheit gibt vor, für welche Emotionen die Betroffenen empfänglich sind, sie vernebelt ihre Zukunft, schneidet sie von ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen ab, lähmt ihren Körper und schwächt ihren Willen.
So wird die Lebenswelt des Depressiven zu einer entfremdeten, einer einsamen und freudlosen Welt. (Vgl. Depressionen philosophisch verstehen)
Der Autor rückt die existenziellen Veränderungen im leiblichen, zeitlichen und intersubjektiven Erleben in den Fokus.
Schöne verständliche Aufbereitung, aber nur etwas für diejenigen, die sich gerne mit Philosophie und Psychologie/Psychiatrie auseinandersetzen
vgl auch: Korporifizierung des Leibes (körperliche Symptome der Depression) & gestörtes Zeitgefühl in der Depression
Das überforderte Subjekt – Zeitdiagnosen einer beschleunigten Gesellschaft
– Thomas Fuchs, Lukas Iwer und Stefano Micali
In Philosophie und Sozialwissenschaften wird oft ein Zusammenhang zwischen der gegenwärtigen Gesellschaftsform und psychischen Krankheiten postuliert. Zwar ist es epidemiologisch umstritten, ob diesem als »Burnout« oder »Erschöpfungssyndrom« diskutierten Phänomen ein realer Anstieg psychischer Erkrankungen entspricht. Dennoch kommt im Begriff der Erschöpfung eine Dynamik von Beschleunigungsphänomenen zum Ausdruck, die ihm eine zeitdiagnostische Bedeutung verleiht. Indem sie die Phänomene von Überforderung und psychischer Krankheit aus interdisziplinärer Sicht untersuchen, liefern die Abhandlungen in diesem Band zugleich Beiträge zu einem Psychogramm der heutigen Gesellschaft
Absolut lesenswert, aber im üblichen akademischen Fachjargon. Das ist kein Unterhaltungsroman, sondern ein Fachbuch, das mehrfach gelesen werden darf.
Randzonen der Erfahrung: Beiträge zur phänomenologischen Psychopathologie
– Thomas Fuchs
Leib, Raum, Zeit und Intersubjektivität gehören zu den zentralen Themen der Phänomenologie sowie der phänomenologischen Psychopathologie und werden im vorliegenden Band umfangreich dargestellt.
Nach einer einleitenden Übersicht widmen sich vier Kapitel diesen Themen, sowohl in allgemeiner phänomenologischer Hinsicht als auch unter Berücksichtigung der Psychopathologie der Depression, der Schizophrenie, der Borderline-Störung, der Demenz und des Autismus. Ein abschließender Teil gilt psychotherapeutischen und existenziellen Aspekten.
Absolut bereichernd, aber im akademischen Fachjargon geschrieben. Eher ein Fachbuch für Kenner von Philosophie & Psychologie.
Das erschöpfte Selbst: Depression und Gesellschaft in der Gegenwart
– Alain Ehrenberg
Eigenverantwortung, Selbstverwirklichung, Streben nach Glück und Erfolg sind Ansprüche, die in der modernen kapitalistischen Gesellschaft wie selbstverständlich von jedem und jeder übernommen werden.
Viele Menschen scheitern daran und reagieren mit innerer Leere, mit Depression, Antriebslosigkeit und Suchtverhalten auf ihr vermeintliches »Versagen«.
So lautet die Analyse des französischen Soziologen Alain Ehrenberg, dessen Buch – 1998 in Frankreich erschienen, 2004 in deutscher Übersetzung – zu einem Bestseller wurde.
Man muss nicht in allem mit dem Autor übereinstimmen. Aber Ehrenberg spricht hier wichtige Hintergründe und komplexe Zusammenhänge an.
Experiences of Depression: A Study In Phenomenology
(International Perspectives In Philosophy And Psychiatry)
von Matthew Ratcliffe
Das Buch erforscht philosophisch, wie es ist, depressiv zu sein. In diesem wichtigen neuen Buch entwickelt Matthew Ratcliffe einen detaillierten Bericht über Depressionserfahrungen, indem er sich auf Arbeiten in der Phänomenologie, Philosophie des Geistes und mehreren anderen Disziplinen stützt.
Im gesamten Buch betont Ratcliffe die Relevanz der Depression für philosophische Untersuchungen. Er schlägt vor, dass wir unser Verständnis von beiden verfeinern können, indem wir darüber nachdenken, wie sich Depressionserfahrungen von „gesunden“ Erfahrungsformen unterscheiden.
Dieses Buch ist für jeden von Interesse, der Depressionserfahrungen verstehen und in Beziehung setzen möchte, darunter Philosophen, Psychiater, klinische Psychologen, Therapeuten und diejenigen, die direkt oder indirekt von Depressionen betroffen sind.
Sehr aufschlussreich und extrem treffend! Leider nur in Englisch verfügbar.
Die Errettung der modernen Seele
Therapien, Gefühle und die Kultur der Selbsthilfe
von Eva Illouz
Eva Illouz untersucht in ihrem vielbeachteten Buch, wie sich der therapeutische Diskurs auf unser kulturelles und emotionales Leben auswirkt.
Sie zeichnet den Siegeszug der Psychoanalyse in den USA nach, der 1909 mit Freuds Amerikareise begann und über die kulturellen Eliten rasch zur festen Verankerung psychologischer Denkmuster zunächst in der amerikanischen Kultur führte.
Anhand zahlreicher empirischer Beispiele und mit den scharfen Instrumenten einer kritischen soziologischen Theorie seziert sie die Facetten und Funktionsweisen eines Diskurses, der die Vorstellungen von der Identität des modernen Subjekts tiefgreifend verändert.
Therapien und die Kultur der Selbsthilfe, so eines ihrer Ergebnisse, verändern den emotionalen Stil einer Gesellschaft und machen das Leben nicht leichter, sondern im Gegenteil komplizierter.
Sehr anregende und vor allem scharfsinnige Lektüre.