Edvard Munch

(1863 – 1944)

Von: Die Inkognito-Philosophin

Edvard Munch "Das kranke Kind" – Depressionen & Manie

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Edvard Munch kannte die Gefühle, die er in seinen Werken zum Ausdruck brachte, sehr gut.

Tod, Depressionen, Verzweiflung, Trauer – das waren persönliche Themen für ihn, eng mit seinem Lebensweg verknüpft.

"Ich male nicht, was ich sehe, sondern was ich sah", umschrieb Munch einmal seine Kunstauffassung, die zutiefst dem persönlichen Erleben verpflichtet war.

Gefühle und Seelenzustände beherrschen seine Bildthemen. Und es gelingt ihm, Abgründe des menschlichen Daseins künstlerisch festzuhalten. (vgl. auch Existenzängste)

Munch ging als einer der berühmtesten Maler in die Kunstgeschichte des Expressionismus ein und beeindruckt noch heute durch seine Werke.

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Munchs Familie – tragische Krankheitsgeschichten

Munch wurde 1863 in Norwegen geboren. Sein Vater war Militärarzt und ein tief religiöser Mann. Viel Geld hatte die Familie nicht. Und schon gar kein Glück.

  • Mit 5 Jahren erlebt er den Tod seiner Mutter Laura Catherine Bjølstad (33 Jahre) an Tuberkulose.

  • Seine ältere Schwester Sophie stirbt an Schwindsucht.

  • Etwas später stirbt auch sein Bruder Andreas, kurz nach dessen Hochzeit.

  • Munchs jüngere Schwester Laura leidet an Depressionen

  • Edvard Munch selbst hat eine bipolare Störung: ist also manisch-depressiv

Es sind all diese Erfahrungen, die der Maler später in seinen Werken verarbeitet. 1909 verbringt Munch lange Zeit in einer Nervenklinik.

 Munch Zitate in Bildern

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Der Schrei – von Edvard Munch

Sein wohl berühmtestes Werk. Auf diesem findet sich in der oberen linken Ecke eine Aufschrift in Bleistift vom Künstler selbst. Auf Norwegisch steht da „Kan kun være malet af en gal Mand!“, „Kann nur von einem verrückten Mann gemalt worden sein!“

Munch markiert damit sein bedeutendstes Bild als von einem Angstgetriebenen gemalt, als stünde er außerhalb seiner selbst und als hätten ihm höhere „Stimmen“ das Malen dieses markerschütternden Motivs eingegeben.

Mit der Figur, die Mund und Augen aufreißt, verarbeitete Munch laut eigener Aussage eine Angstattacke während eines Spaziergangs bei Sonnenuntergang.

 

War ursprünglich der „Schrei der Natur“ durch Munch als seismisch empfindsames Medium hindurch gemeint, ist das Bild heute inhaltlich auf den Schrei der zu sehenden Figur verkürzt.

Und ist das Gemälde so eine allgemeine Verkörperung eher diffuser Ängste geworden, die einen jäh überkommen können, spiegelt die Aufschrift eine sehr konkrete Furcht des Malers.

Wie auch in vielen anderen von Munchs Arbeiten repräsentiere die Angst das Versagen der Liebe und das Gefühl der Entfremdung.

Ich ging mit zwei Freunden einen Weg entlang. Die Sonne ging gerade unter. Ich fühlte einen Hauch Melancholie.

Plötzlich wurde der Himmel blutrot
Ich blieb stehen und lehnte mich an das Geländer, totmüde sah ich auf zu flammenden Wolken, die hingen wie – Blut und ein Schwert über dem tiefblauen Fjord und die Stadt.

Meine Freunde gingen weiter – Ich stand da, Zitternd vor Angst. Und ich fühlte das große, unendliche Geschrei durch die Natur hallen.“ (Edvard Munch)

 
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Reaktionen auf das Bild „Der Schrei“

Tatsächlich provozierte das expressionistische Werk von Anfang an Diskussionen, bei denen sogar im Beisein Munchs dessen Geisteszustand offen thematisiert wurde.

Der Kunstkritiker & Museumsdirektor Henrik Grosch, der Anfang des 20. Jahrhunderts schrieb, man könne Munch angesichts dieses Bildes »nicht mehr als vernünftige Person mit normalem Hirn betrachten«. Das sei eine verbreitete Meinung gewesen.

Tagebuchaufzeichnungen und Briefe Munchs belegen, dass der Künstler unter dieser Zuschreibung gelitten hat.

»Munch war auch ganz allgemein wegen Erbkrankheiten besorgt. Sowohl sein Großvater als auch sein Vater litten unter Melancholie, wie man das damals nannte«

 Munch Zitate in Bildern

Munch & die Frauen – Liebesleid & Liebesdramen

Fast obsessiv ist seine Beschäftigung mit den Frauen – blieb das andere Geschlecht für ihn doch stets rätselhaft, oft sogar unheimlich.

Abgesehen von reinen Porträts erscheinen Frauen in seinen Arbeiten oft in Gestalt von Vampiren oder Dämonen. Eine unglückliche Liebesbeziehung mit der Norwegerin Tulla Larssen endet 1902 dramatisch.

Hintergrund: Nach dem Streit sollte Munch einkaufen gehen, verbrachte jedoch den ganzen Tag damit, Cognac zu trinken. Irgendwann fing er an, mit einem Revolver herumzuhantieren, und es löste sich ein Schuss. Die Kugel ging direkt durch einen Finger seiner linken Hand, der daraufhin amputiert werden musste. Munch lehnte eine Betäubung ab: Er wusste, dass er später die Operation malen wollen würde und wollte daher wach bleiben und sehen, was passierte.

Er unterhält zahlreiche Liebschaften, besucht regelmäßig das Bordell, heiratet aber nie.

1894 entsteht die erste von insgesamt fünf Versionen des Gemäldes "Madonna", das für Skandale und Schlagzeilen sorgt: Munch macht aus der Heiligen eine Sexikone. Seine Madonna wirft sich in eine leidenschaftliche Pose, ein Arm ist lasziv hinter den Kopf gestreckt, die Augen lustvoll geschlossen, das Licht hebt ihre nackten Brüste hervor. Wo ein Heiligenschein sein sollte, sitzt eine rote Baskenmütze, wie sie die Pariser Prostituierten jener Zeit tragen.

„Das kranke Kind“ – Edvard Munchs Verzweiflung im Bild

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Von 1885 an reist er mehrfach nach Paris, auch um dort Zeichenunterricht zu nehmen. Im selben Jahr beginnt er die Arbeit an einem entscheidenden Werk: "Das kranke Kind". Darin verarbeitet er nach eigener Aussage den frühen Tod seiner Schwester und bricht zugleich radikal mit dem Realismus.

Das Gemälde rief einen Sturm der Entrüstung hervor, gilt aber heute als das erste eigenständige symbolistische Werk des Norwegers. Wenn er auch durch Aussagen den Eindruck hervorrief, das Werk wäre rein autobiografisch motiviert, so darf man nicht vergessen, dass sie im Fin-de-Siécle auch als Metaphern von Kreativität galten.

Edvard Munch – manisch-depressiv & traumatisiert

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Erfahrungen von Trennung und Verlust verarbeitete Munch in seinen Werken. Der norwegische Künstler war traumatisiert vom frühen Tod seiner Mutter & seiner Schwester, die beide an Tuberkulose starben.

Der junge Edvard gab sich die Schuld an den Erkrankungen. Damals kannte man den Erreger als Auslöser noch nicht.

Munchs extrem religiöser Vater betrachtete das Unglück als göttliche Strafe und verfiel nach den Schicksalsschlägen in schwere Depressionen.

„Er versuchte, für uns Vater und Mutter zu sein. Aber er war schwermütig, nervös ..., mit Perioden religiöser Anwandlungen, die an Wahnsinn grenzten, wenn er tagelang im Zimmer auf- und abschritt und dabei Gott anrief.“

Diese Erlebnisse beeinflussten Munchs Charakter und Schaffen stark. Der Künstler selbst war immer von schwacher Gesundheit, hatte Angst vor dem Tod und kämpfte zeit seines Lebens mit schweren Depressionen.

 
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Viele Jahre führte Munch ein rastloses Leben: Er pendelte zwischen Norwegen, Frankreich und Deutschland, lernte in literarischen Bohème-Kreisen u. a. Ibsen kennen, Strindberg und Arno Holz.

Munch galt als erfolgreicher Künstler. Doch eigentlich malte er gegen seine Angst und Verzweiflung an. Seine Bilder zeigen sein Innerstes wie ein Tagebuch. Doch das half scheinbar nicht, er sackte immer tiefer in den Alkohol ab.

Im Herbst 1908, wies sich Edvard Munch selbst in eine Nervenklinik in Kopenhagen ein, nachdem er Stimmen gehört hatte. Nach den schweren Schicksalsschlägen und der dramatischen Beziehung spürt der Maler einen Dämon in sich.

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Munchs Ausweg: Ruhe & Kunst

Nach seinen rastlosen Jahren und dem Nervenzusammenbruch wurde er 1909 in der Nähe von Christiania ansässig. Munch mietete ein Haus mit Blick auf den Oslofjord, und es begann eine der fröhlichsten und produktivsten Phasen seines künstlerischen Lebens.

Die Natur inspirierte Munch zu seinem zentralen Wandgemälde „Die Sonne“ – eine aufgehende Sonne, reinstes Symbol für die Kraft des Lebens.

Der Kontrast zu psychologisch orientierten Werken wie „Der Schrei“ ist deutlich. Bis Lebensende malte er Landschaften und Bilder von Arbeitern.