Umgang mit depressiven Menschen

– Tipps für Partner & Angehörige

Autorin: Die Inkognito-Philosophin

Depressionen können jeden treffen

Hier ein gelungenes Video von funk: “Das letzte Gespräch”, in dem sehr gut klar wird, mit welchen Schwierigkeiten beide Partner durch die Depression innerhalb der Beziehung zu kämpfen hatten.

By the way: Das Bild täuscht, im Video wird nicht gestritten, sondern erklärt.

Verständnis für Depressive ist die größte Unterstützung

Depressionen verstehen lernen

Als depressiver Mensch ist für mich Verständnis und Unterstützung durch Familie, Freunde, Bekannte und Partner die beste Hilfe im Kampf mit der Depression.

Begreifst Du meine Gefühle und die schwierige Situation, in der ich mich befinde, ist schon eine Menge erreicht.

Am Schlimmsten ist die Scham & Angst, als verrückt zu gelten.

Daher sollten die Empfindungen psychisch kranker Personen nicht abgewiegelt werden oder relativiert. Alle Leiden & Qualen, die depressive Menschen durchstehen, sind echt.

Wichtiges im Umgang mit Depressiven

  • Verstehe die Krankheit Depression

  • Lasse problematische Gespräche zu

  • Höre dem Erkrankten aktiv zu

  • ohne sofort einzugreifen

  • und Gegenargumente/Ratschläge zu liefern

Äußere Verständnis, das ist eine ungemeine Erleichterung für depressive Menschen.

Sei da und zeige, dass Dir der Kranke viel Wert ist.

Depressionen kann einem niemand abnehmen

Als Partner & Angehöriger von Depressiven kannst Du jedoch einiges tun, um die Situation zu erleichtern oder zu überwinden.

Vgl. auch Depression beim Partner erzeugen Stress, Überforderung & Probleme

Artikel über Depression & Partnerschaft

1) Hilf dem Depressiven beim Gang zum Arzt

Hilf Depressiven einen Arzt zu suchen

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schlimm es für Betroffene ist, um Hilfe zu bitten oder sich Hilfe zu suchen.

Die Depression hält Dich mit ihren Klauen gefangen, redet Dir schwerste Schuldgefühle ein und raubt Dir jede Energie.

Depressiven fehlt oft die Kraft, zum Arzt zu gehen. Viele haben auch keine Hoffnung, dass ihnen überhaupt zu helfen ist.

Dabei sind auch Gefühle wie das überwältigende Schamgefühl & die Hoffnungslosigkeit ein Symptom der Depression.

  • Hilf dem geliebten Kranken dabei, sich ärztliche Unterstützung zu holen.

Wieso fällt es Depressiven so schwer, sich selbst Hilfe zu holen?

Die normale Reaktion auf eine Krankheit oder Verletzung wäre, sich ärztlich behandeln zu lassen.

Du musst allerdings begreifen, dass Depressionen eine sehr spezielle Krankheit sind.

Depressive Menschen erleben ihren Zustand oft nicht als Erkrankung, sondern suchen die Schuld für ihren Zustand bei sich oder befürchten als „verrückt“ oder „nicht normal“ zu gelten.

Darum suchen sich viele Betroffene erst viel zu spät oder überhaupt keine professionelle Hilfe.

Lies hier Tipps wenn Depressive sich nicht helfen lassen wollen.

2) Bleib geduldig

Tipps für Angehörige: bleib geduldig

Depressive Menschen melden sich nicht mehr & ziehen sich zurück, jammern, schimpfen und trauern viel. Das ist anstrengend für alle anderen, ganz klar. Viele Verhaltensweisen von Betroffenen wirken nach außen hin dramatisierend oder theatralisch, überempfindlich oder pessimistisch.

Tatsächlich ist es aber so, dass ich als depressive Person meine Gefühle, mein Innenleben und die körperlichen Leiden stärker wahrnehme als andere.

Als Betroffene übertreibe ich mein Erleben nicht, sondern empfinde es wirklich unerträglich. Das ist eben ein Symptom der Krankheit. Nicht Ich.

Weise und wende Dich nicht von Betroffenen ab, auch wenn sie sich zurückziehen oder Dich abblocken. Es ist die Depression, die dieses Verhalten auslöst.

Erinnere daran, dass die Depression eine Krankheit ist und sich gut behandeln lässt. Bitte diskutiere und streite nicht, wie haltlos die Schuldgefühle oder die negativen Gedanken des Depressiven sind. Das macht nur Druck auf beiden Seiten.

Depressive Gefühle & Gedanken sind nicht übertrieben

Die Ängste und Beschwerden, über die ein depressiver Mensch spricht, sind nicht übertrieben, sondern fühlen sich für Betroffene genau so schlimm an wie geschildert.

Das gesamte Innenleben ist krankhaft auf das eigene negative Selbstbild ausgerichtet. Dadurch werden depressive Ängste und Traurigkeit verstärkt, was wiederum die körperliche Gesundheit stark beansprucht.

Wie stark, hätte ich selbst nicht geglaubt, bis ich es selbst zu spüren bekam. Lies hier: Seele & Gesundheit – Wie Gedanken & Gefühle aufs Immunsystem wirken

3) Lass Ratschläge & Lösungsvorschläge sein

Tipp: keine Ratschläge

Es ist wirklich schwer, aufmunternde Worte zu finden, wenn ich in einer depressiven Phase bin. Jeder gut gemeinte Ratschlag klatscht mir schmerzlich ins Gesicht, denn keine dieser Erwartungen kann ich noch erfüllen.

Schuld daran ist die Krankheit, sonst niemand.

Rate nicht, ein bisschen Urlaub zu machen oder mal zu entspannen. Depressive sind krank, da hilft keine Auszeit, sondern nur eine Therapie.

Das muss Dir klar sein! Darum wiederhole ich auch immer wieder, dass Du die Krankheit Depressionen mitsamt den Gefühlen & Gedanken, die sie erzeugt, verstehen musst.

Sag bitte niemals zu einem Depressiven

  • „Reiß Dich zusammen“,

  • “Sei doch nicht so überempfindlich” oder

  • „Lächle doch mal“

– das sind Messerstiche ins Herz. Sogar schlimmer: Als Depressive reißen mich solche Sätze in einen Strudel aus Schuldgefühlen und Selbsthass.

Was kann man einem depressiven Menschen sagen?

Was darfst Du als Angehöriger, Freund, Partner von Depressiven überhaupt noch sagen, wenn so vieles problematisch wirkt? Es gibt durchaus einige Sätze, die Depressiven Mut machen können: 

  • Es ist okay

  • Ich bin für Dich da

  • Kann ich Dich unterstützen?

  • Es ist nicht Deine Schuld

  • Nicht schlimm, wenn heute nichts geht

  • Komm mal in den Arm

  • Wir schaffen das zusammen, Du bist nicht allein

  • Ich gebe mir Mühe, die Erkrankung Depression zu verstehen

Depressionen als Krankheit verstehen

Die wichtigsten Infos im Überblick


Die Depression zählt zu den häufigsten psychischen Störungen. Schätzungen zufolge durchlaufen etwa 16-20 % der Bevölkerung einmal im Leben eine depressive Phase. Depressionen sind unter anderem gekennzeichnet durch

Banale Alltags-Aktivitäten sind für Patienten nur unter größter Anstrengung zu bewältigen.

Was sind Depressionen genau?

Um Depressionen verstehen zu können, musst Du erst einmal wissen, was das für eine Krankheit ist. Unter Depressionen werden affektive Störungen verstanden, die zu den psychischen Erkrankungen zählen.

Affektive Störungen sind durch starke und häufige Stimmungsschwankungen und Motivationswandel definiert. Nicht selten herrscht tiefe Traurigkeit und Frustration bei einer Depression vor.

Emotionen wie Traurigkeit und Niedergeschlagenheit sind normal. Schon klar. Halten diese negativen Gefühlszustände jedoch über einen längeren Zeitraum an, dann lässt sich von einer Depression sprechen.

Verstimmung oder Depression?

Stimmungstiefs sind also von der Krankheit zu unterscheiden » Mehr dazu erfährst Du mit Klick aufs Bild oder unter: Depressive Verstimmungen oder Depression?

Depressionen haben vielen Gesichter

Depressionen müssen aber nicht immer mit einer konkreten Traurigkeit einhergehen. Stattdessen kann sich diese Form der affektiven Störung auch als emotionale Leere äußern, welche Betroffene als quälend empfinden. Da es so viele verschiedene Anzeichen für Depressionen geben kann, wird mittlerweile von einem depressiven Syndrom gesprochen.

In der Regel fühlen sich Erkrankte in ihrem gesamten Leben starken Beeinträchtigungen unterworfen: Vielen fällt es äußerst schwer, Alltagsaufgaben zu erledigen, wie zum Beispiel den Haushalt zu machen oder Zähne zu putzen. Betroffene werden auch von enormen Selbstzweifeln gequält und verlieren das Interesse an Dingen, die Ihnen früher einmal wichtig erschienen.

Depressionen können nicht durch Ablenkung oder Zuspruch von Außen erleichtert werden, sie benötigen eine fachgerechte Behandlung.

Lies auch hier: Depressive erkennen

Wie häufig kommen Depressionen vor?

Depressionen zählen zu den weit verbreitetsten Erkrankungen der menschlichen Psyche.

Frauen erkranken häufiger an Depressionen als Männer bzw. bei ihnen wird die Krankheit häufiger diagnostiziert - aus verschiedenen Beweggründen.

Grundsätzlich kann eine Depression in jedem Lebensalter ausbrechen. Wurde eine Depression überstanden, so kommt es bei gut der Hälfte aller Fälle zu einem Rückfall (rezidivierende Depression).

Wie häufig kommen Depressionen vor?

Was sind die Ursachen von Depressionen?

Eine Depression kann sich aus vielerlei Gründen entwickeln, welche Ursachen konkret dafür verantwortlich sind, lässt sich nicht immer rekonstruieren.

Die möglichen Faktoren, welche bei der Entwicklung einer Depression zusammenwirken, sind sehr komplex. Vor allem psychologische Faktoren, aber auch biologische Einflüssen können dazu beitragen, dass bestimmte Personen anfälliger sind für Geisteskrankheiten als andere.

Darüber hinaus bestehen aber noch autobiografische und sozio-kulturelle Einflüsse, die ebenfalls zum Ausbruch einer Depression beitragen können.

Vgl. auch: Depression: Gesellschaft spielt eine Rolle bei der Volkskrankheit

Oder: Ursachen psychischer Erkrankung (Philosophie) – Warum werden Menschen psychisch krank?

Die primäre Depression

Selbstverständlich spielen auch die persönlichen Lebensereignisse und andere individuelle Faktoren eine tragende Rolle bei der Ausbildung von Depressionen.

So sind beispielsweise Grenzerfahrungen wie der Tod eines geliebten Menschen oder permanenter Stress im Berufsalltag häufig Auslöser von Depressionen – insbesondere dann, wenn die Betroffenen eine Tendenz zu emotionalen Verstimmungen aufweisen.

Erkrankungen, die durch belastende Lebenssituationen ausbrechen, werden unter Psychotherapeuten als primäre Depression bezeichnet.

 

Die sekundäre Depression

Depressionen können aber auch ein Ausdruck einer anderen Krankheit sein, die psychischer oder körperlicher Natur ist.

Eine sekundäre Depression kann zum Beispiel aufgrund einer Epilepsie oder Schilddrüsen-Dysfunktion entstehen.

Depressionen können auch Nebenwirkungen von Medikamenten sein: So verursachen spezifische Arzneimittel, die in der Krebs-Therapie angewandt werden, teilweise Depressionen.

Außerdem gibt es auch biologische Kriterien, die zur Entstehung von Depressionen beitragen.

Eine Besonderheit besteht zum Beispiel in der Gehirn-Aktivität: Hirnareale, die für positive Gefühle und Zielsetzungen zuständig sind, sind bei depressiven Menschen weniger aktiv.

Zudem sind Bereiche, welche das Verhalten bei sozialen Kontakten bestimmen, offensichtlich weniger stark ausgebildet.

Überaktivität besteht hingegen bei Gehirn-Strukturen, die negative Gefühle und Stress-Situationen regeln. Auch der Stoffwechsel im Gehirn kann Anomalien aufweisen.

Depressionsdauer & Verlauf

Wie eine Depression verläuft ist neben anderen Faktoren durch das Ausmaß an positiven Erfahrungen bedingt, die der Betroffene als Reaktion auf sein Verhalten wahrnimmt.

vgl. auch: die Depressionsspirale – Teufelskreis der Depression

Eine zentrale Rolle dafür spielen:

Die persönlichen Lebensumstände bestimmen, wie oft positive Gefühle verspürt werden. Zum Beispiel kann ein Arbeitsloser, der den Tod seines Partners zu beklagen hat, weit weniger von positiven Erfahrungen berichten als ein Arbeitnehmer, der in einer glücklichen Partnerschaft lebt.

Doch auch das eigene Verhalten bestimmt die Menge an positiven Erfahrungen. Denn wer anderen Menschen freundlich und offen begegnet, kann mehr positives Feedback verbuchen als jemand, der introvertiert und misstrauisch reagiert.

  • Dauer bei unbehandelten Depressionen

    Die Dauer einer Depression ist ziemlich unterschiedlich.

    Laut Statistik hält eine unbehandelte Depression zwischen 4-8 Wochen an, danach gibt es eine kleine Unterbrechung, bevor eine erneute depressive Episode beginnt.

    Nach meiner eigenen Erfahrung ist das recht optimistisch eingeschätzt.

    Oft halten nämlich Depressionsphasen zwischen 6-12 Monate an, wenn Betroffene professionelle Hilfe ablehnen.

  • Zahlen relativ interpretieren

    Diese Zeit-Angaben beziehen sich auf eine einzelne depressive Phasen.

    Aber:

    Wer an Depressionen erkrankt ist, hat mehrere depressive Phasen zu überstehen.

    Und sie werden schlimmer, wenn Du nichts dagegen unternimmst. Daher nimm Dir unbedingt Hilfe, Du brauchst sie!

  • Dauer bei behandelten Depressionen

    Wenn Du Psychotherapie machst und Medikamente nimmst, dann verkürzt Du diese Elendszeit extrem.

    Die meisten Betroffenen kommen dann nach 1 Woche bis 3 Monaten aus ihrem Tief wieder heraus.

    Oft sind es sogar nur wenige Tage, dann ist die depressive Phase fühlbar deutlich überstanden.

    Auch fällst Du nicht mehr so tief, wenn Du Dir professionelle Hilfst holst.

Welche Diagnose-Möglichkeiten gibt es?

 

Da Depressionen eine Fülle von Symptomen hervorrufen können, müssen mindestens 4 Anzeichen vorliegen, davon 2 Haupt-Symptome (Interessenlosigkeit usw.), um eine Depression zu diagnostizieren.

Zudem müssen die Beschwerden über 2 Wochen anhalten, um nicht als kurzzeitige depressive Phase zu gelten.

Selbst Schweregrad, Depressionsart und Depressionsform lassen sich ermitteln.

So klassifiziert der Arzt anhand der Anzahl an Symptomen eine

  • leichte,

  • mittelgradige

  • oder schwere Depression.

 
Depression braucht Psychotherapie

Traten die Beschwerden nur in einem bestimmten Zeitraum auf, so sprechen Psychotherapeuten von einer depressiven Episode.

Kommt es erneut zu einer solchen Episode, wird dies als rezidivierende depressive Störung bezeichnet.

Sind die Beschwerden nicht stark genug ausgeprägt, um als depressive Episode definiert zu werden, halten jedoch über viele Jahre an, so wird diese fortdauernde Stimmungsbeeinträchtigung unter dem Begriff Dysthymie (neurotische Depression) zusammengefasst.

Da Depressionen auch durch Grunderkrankungen wie Alzheimer, Demenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infektionskrankheiten ausgelöst werden können, müssen eingehende körperliche und neurologische Analysen erfolgen.

Wie werden Depressionen behandelt?

 
Wie werden Depressionen behandelt?

Die Therapie von Depressionen erfordert viel Zeit und Ausdauer. Darum ist es auch so wichtig, dass nicht nur der Betroffene selbst, sondern auch seine Angehörigen & Freunde lernen, Depressionen zu verstehen.

Vgl. Depressionen: Angehörige – Das unsichtbare Leid der Familie

Hilfe finden Betroffene in erster Linie in einer psychiatrischen Behandlung (Psychotherapie), doch auch bestimmte Medikamente sind eine sinnvolle Ergänzung und tragen zum Therapieerfolg bei. In aller Regel werden beide Behandlungsmöglichkeiten miteinander kombiniert.

Die medikamentöse Behandlung von Depressionen funktioniert mit sogenannten Antidepressiva.

 
Depression Therapie

Sind die Beschwerden verschwunden, so empfiehlt es sich, die Medikamente in Absprache mit dem behandelnden Arzt eine gewisse Zeit lang weiter einzunehmen (Erhaltungstherapie), um etwaigen Rückfällen vorzubeugen.

Während die medikamentöse Therapie auf die Beseitigung von Symptomen abzielt, soll die begleitende Psychotherapie negative Denkmuster und passive Verhaltensgewohnheiten beseitigen helfen.

Außerdem erlernen Patienten in den Sitzungen diverse Strategien, um Rückfälle und wiederholt auftretende Symptome der Depression rechtzeitig wahrzunehmen.

Artikel über Depressionen & Angehörige

Depression Selbsttest online

Bin ich depressiv?

Depressionstests sind eine Art Stimmungsbarometer, die speziell auf depressive Störungen ausgerichtet sind. Mit Hilfe des Ergebnisses lässt sich einschätzen, ob die Gefahr einer Depression besteht und darum ein Arztbesuch nötig ist » hier geht’s zum Depression Selbsttest (völlig anonym)

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