Über das Leben
mit Depressionen

Ich wurde nicht plötzlich krank, wie sich das vielleicht so einige vorstellen. Alles begann schleichend … über viele Monate oder vielleicht sogar Jahre.

Die Panikattacken schlugen laut und brutal zu. Aber die Depression war sehr leise. Die Welt verblasste zu einem tristen und immer gleichen Grau. Die Bedeutsamkeit der Dinge und der Menschen wurde abgetragen. Tag für Tag ein wenig mehr.

Solange, bis ich mich selbst nicht mehr erkannte.

Depressions-Blog

Die Inkognito-Philosophin

Tamara Niebler


Kurz & bündig

  • Jahrgang 1982, Großfamilie, Eggenfelden (Rottal-Inn)

  • Hauptschule, Berufslehre Einzelhandelskauffrau

  • 2001 – 2006 Abitur auf dem 2. Bildungsweg (humanistische Ausrichtung)

  • Studium an der LMU München

  • 2012 Magistra Artium der Philosophie und (Alt-)Germanistik

  • 2012 – 2015 Redaktionsvolontariat

  • 2015 – 2018 angestellte Online-Redakteurin

  • seit 2018 freie Journalistin & Texterin in München (SEO-Expertin)

  • Ehemann, Katzen, München

Die Inkognito-Philosophin

Depressionen & Ängsten
eine Stimme geben

Immer noch existieren zu viele Vorurteile über Depressive & psychische Probleme. Und das nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb der Fachmedizin selbst.

Vgl. Stigmatisierung in der Psychiatrie

Im Gegensatz zum psychologischen & therapeutischen Mainstream, möchte ich hier ein philosophisches Verständnis vermitteln, das auf einer tieferen Ebene reflektiert, was einen Menschen eigentlich ausmacht und wie man mit leidenden Menschen umgehen sollte.

Mehr dazu erfährst du in meinem Buch: Depressionen erleben

Depressions-Blog mit Philosophie

Mittlerweile gibt es unzählige Blogs über Depressionen, auf denen viele Betroffene aufklären, ihren Alltag beschreiben und tief in ihr Seelenleben blicken lassen.

Wieso also noch ein Blog über Depressionen?

Für meinen persönlichen Anspruch erhalte ich weder von Fachleuten hinreichende und schlüssige Erklärungen, noch finde ich Infos mit Mehrwert im Internet oder in Büchern: konkrete Fragestellungen, die viele depressive Menschen und ihre Freunde sowie Angehörige umtreiben, werden nicht im Detail oder spezifisch beantwortet.

Diese Lücke will ich mit meinem Blog zum Thema Depressionen & Philosophie füllen.

#depressionenverstehen

Du bist nicht allein.

Meine Geschichte

Magersucht, Sozialphobie & Depressionen

Depression: Erfahrung

Magersucht & Essstörung

Magersucht (Anorexia nervosa) ist die am weitesten verbreitete Form von Essstörungen in Deutschland. Diese psychische Krankheit trifft Menschen in ihrem Selbstbild.

Alle Formen von Magersucht / Essstörung besitzen ein enormes Risiko für psychische und physische Folgeschäden.

Als die Essstörung begann, war ich gerade einmal 15 oder 16 Jahre alt.

Sie zeigte sich als Erstes im Spiegel. Dort sah ich eine Person, die sich in allen Einzelheiten von anderen Mädchen unterschied. Aber nicht auf positive Weise, sondern in ihren Unzulänglichkeiten.

Ich schämte mich für meinen Körper, für diese stinknormale Figur, die nicht der Weiblichkeit entsprach, die Du von den Medien kennst. Vor allem schämte mich für meine (wie ich glaubte) abnorme Nase, die mich entstellte. Es ging nicht nur ums Schön-sein …

Es ging um eine Anstößigkeit, die mich in den Augen von anderen Menschen entwertete.

Im Grunde, war es egal, was ich alles in der Vergangenheit unternahm, ich war mir äußerlich nie genug. Selbst als ich mich auf 39 Kilo herunter gehungert hatte … mit der Magersucht schuf ich mir die Illusion von Kontrolle und Sicherheit.

Exzessiver Sport, Abführmittel, regelmäßiges Hungern – all das glaubte ich zu brauchen, um meinen Wert als Individuum und Frau zu spüren.

Das ging von meinem 16. bis zu meinem 30. Lebensjahr so. Kontrolle und vermeintliche Geltung besaß ich nur, solange ich meinen Körper Entbehrung fühlen ließ. Das klingt total widersinnig, aber genau das ist es, was in einer Magersucht passiert.

Heute bin ich glücklich verheiratet, habe Normalgewicht (durch die ADs) … aber leider kein normales Verhältnis zum Essen.

Soziale Phobie

(soziale Angststörung)

Die Soziale Phobie gehört zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Die ausgeprägte Angst bezieht sich vor allem auf soziale Situationen und Interaktionen. Nicht selten beherrschen Betroffene auch tiefgründige Schamgefühle.

Die soziale Angststörung erwischte mich mitten im Studium.

Als sie sich zeigte, erschlug sie mich erst einmal mit einer fetten Keule aus wirrer Angst und Unsicherheit.

Es waren nicht einfach nur die Massen an Menschen in einem Vorlesungssaal, Seminarraum oder in der vollgestopften U-Bahn.

Es waren die Menschen an sich, die mich mit prüfenden Blicken ansahen, mich regelrecht durchbohrten und in meiner Unzulänglichkeit, meiner Abnormalität entlarvten.

 

Die ganze Außenwelt ist wie eine Prüfung für Sozialphobiker

Andere Menschen sehen mich nicht einfach nur an. In meiner Wahrnehmung mustern sie mich eingehend, können bis auf den letzten Grund meiner Seele blicken und verurteilen mich zu einer Schande.

Meine Psyche reagierte auf diese verzerrte Wahrnehmung mit absoluter Panik. Mir wurde speiübel und extrem schwindlig.

Regelmäßig glaubte ich, in Ohnmacht zu fallen oder mich vor allen übergeben zu müssen. Ich fürchtete, vor anderen zu erröten, vor anderen zu essen, die Aufmerksamkeit von anderen zu erhalten.

 

Die Ärzte diagnostizierten mir damals ein Magenleiden

Das war lange Zeit mein Halt. Denn eine körperliche Ursache erklärte, warum ich so war, wie ich war. Sie vermittelte mir ein gewisses Maß an Kontrolle und passte hervorragend zu meiner Magersucht.

Doch diese Angst wucherte so lange in mir, bis ich 2017 eine Panikattacke erlitt, in der ich glaubte, sterben zu müssen. Die Angst vor der Angst war so groß, dass ich mich monatelang nicht mehr alleine aus dem Haus traute.

(Vgl. auch Panikattacke: Nachwirkungen – Überblick)

Erst als ich eine Therapie begann – eigentlich wegen der Depression – verbesserte sich die Angst vor Verurteilung. Meine Magenprobleme, an denen ich jahrelang litt, sind fast komplett verschwunden.

Depressionen &
Suizidgedanken

Depressionen zählen heute zu den Volkskrankheiten in Deutschland. Sie gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen.

Suizidgedanken treten sogar bei vielen Betroffenen auf und machen Depressionen (abgesehen von den gesundheitlichen Folgeschäden) zu einer lebensbedrohlichen Krankheit.

Depressive Verstimmungen hatte ich sicher schon vorher, wie jeder andere auch.

Doch diesmal war da eine Leere, die sich einschlich. So wuchs sich die Depression langsam aus, bis ich den ersten Todesfall in meiner Familie erleben musste.

Der Tod eines Menschen ist eine Grenzerfahrung, die so existenziell ist, dass es mir den Boden unter den Füßen wegfegte. Kein Schlaf mehr, nur noch Gehirnnebel, Anspannung, eine seltsame Traurigkeit und Erschöpfung – ich war in einer leblosen Hülle gefangen.

Depressionen zu beschreiben ist schwer, so richtig schwer. Du bist plötzlich in einer fremden Welt gefangen, in der völlige Einsamkeit herrscht. Da ist keine Zeit, kein Mensch-sein, keine Freiheit mehr.

Vgl. Depression: gestörtes Zeitgefühl – Zeitverlust oder Stillstand

 

Meine Existenz war zu einem Elend geschrumpft, das keine Daseinsberechtigung mehr hatte.

Ich hatte keinen Zugang mehr zu meiner Lebenswelt, zu meinem Mann oder sonst etwas. Ich war mir selbst fremd.

Oft dachte ich über den Tod nach, während ich nachts wach und angespannt neben meinem Mann lag. Die Vorstellung war faszinierend und drängte sich in mächtigen Bildern auf … dass ich passive Selbstmordgedanken hatte, war mir nicht klar.

Zum Glück brachte mich mein Mann zum Arzt und ich erhielt Hilfe.

Die Krankheit steckt nicht in mir, sondern ich in der Krankheit.

Viele Betroffene sprechen von einem Kampf gegen Depression und Angst. Das halte ich für falsch. Egal, wie viel ich kämpfe, ich kann sie nicht aus mir herausschneiden wie einen Tumor.

Es wäre eine Lüge, wenn ich Dir sagen würde, ich hätte die Depression, die Essstörung und die Sozialphobie hinter mir gelassen und könnte jetzt in Weisheit erstrahlen.

Was ich Dir aber sagen kann, ist, dass patientenorientierte Psychotherapie, soziale Kontakte, Biografiearbeit, Selbstmitgefühl und ein eigener Sinn im Leben (Philosophie) wirklich helfen können.

 

Als Mensch geht es mir nicht dauerhaft schlecht und nicht dauerhaft gut.

Das ist für mich die Quintessenz des Lebens, das periodische Auf und Ab, das zu uns Menschen gehört. Entscheidend ist für mich persönlich die Haltung, die ich dazu einnehme. Ich kann nicht immer reflektiert mit meinen Krankheiten umgehen. Doch darauf kommt es nicht an. Es kommt nur darauf an, dass ich mir selbst gegenüber menschlich bleibe.

Vgl. Wer bin ich? – Das Selbst in der Philosophie

Depression, Angst und Mensch

Depressionen, Angst & der Mensch mittendrin

Seelische Krankheiten sind menschlich, vielgestaltig und treffen eine Person auf existenzieller Ebene.

Damit ist psychische Gesundheit keine individuelle Angelegenheit, sondern fordert uns als Gemeinschaft heraus, zu handeln.

Soziale & strukturelle Hintergründe zu Depressionen

Blog über Depressionen & Philosophie

Hey, ich bin Tamara und blogge über Depressionen, Angststörungen und andere tabuisierte Themen.

Mein Fokus liegt nicht auf irgendwelchen Wohlfühl-Floskeln à la „Liebe Dich selbst“ oder „Du kannst alles schaffen.“ – sondern auf echter Aufklärung mit fundiertem Hintergrund-Wissen und kritischer Reflexion.

Blog über Depression & Philosophie