Was ist Philosophie? – Bedeutung, Definition & Sinngehalt
Die Philosophie bemüht sich um ein tiefes Verständnis von dem, was ist (Seiendes). Im weiteren Sinne also um Lebenssinn, Welt und das Verhältnis des Menschen zu sich selbst. Doch eigentlich verfügt die Philosophie über keine allgemeine Definition. Dafür existieren umso mehr Ansätze & Erklärungsversuche, was Philosophie zu sein hat. Die Wortherkunft von “Philosophie” bietet dafür eine sinnhafte Basis.
Definition der Philosophie
Die Bedeutung der Philosophie hat sich gewandelt. Dennoch: Philosophie beeinflusst unsere Selbst- und Welterfahrung. Und das seit Jahrtausenden.
Inhaltsverzeichnis: Was ist Philosophie?
Was versteht man unter Philosophie? Philosophie-Bedeutung in der Alltagssprache
Was bedeutet Philosophie?
Philosophie zu definieren, ist schwierig. Die meisten Übersetzungen interpretieren den Begriff einseitig. Meist ist dann zu lesen: das Wort “Philosophie” stammt aus dem Altgriechischen von „philos“ & „sophia“, was im Deutschen oft folgendermaßen übersetzt wird: Freundschaft zur Weisheit oder Liebe zur Weisheit.
In dieser Übersetzung der altgriechischen Begriffe zeigt sich bereits, wie die Philosophie sich heute gerne sieht oder teilweise von anderen gesehen wird: Als etwas Hehres und Entrücktes.
Philosophen wären damit Weisheitslehrer oder weltfremde Theoretiker. Jedenfalls Menschen, fernab vom normalen Leben.
So oder so, diese Konnotation wird dem Wesen der Philosophie nicht gerecht und regt falsche Vorstellungen an, was Philosophie ist.
Was ist Philosophie heute?
Der Alltag als Ausgangspunkt des Philosophierens
Die Welt in einer philosophischen Perspektive zu betrachten, bedeutet im einfachsten Sinne, die Dinge, Phänomene, Lebewesen, Menschen, Sprache, Handlungen, Moral etc. als Fragwürdigkeiten zu erkennen.
Einer der häufigsten und leider unterschätzten, philosophischen Impulse ist wohl der Gedanke: “Eigentlich könnte es doch völlig oder teilweise anders sein…”
Das fragende Denken markiert den Anfang des Philosophierens, so wie wir es von der antiken Philosophie her kennen.
Dabei kommt es neben dem Inhalt darauf an, diesen ungewöhnlichen Fragen nachzugehen, verschiedene Themen zu erkunden, sich meistens auch auf unbekanntes denkerisches Terrain zu begeben.
Begriff “Philosophie”
Etymologie: Philosophie – Woher kommt das Wort?
Die Philosophie erhebt keinen Weisheitsanspruch.
Ich würde daher die beiden altgriechischen Begriffe in einer anderen Bedeutung verstehen, die sich ebenfalls in den Lexika finden.
„philein“, das zugrundeliegende Verb für Freund, kann neben lieben auch Interesse haben, Gefallen finden oder gern haben bedeuten. (was im Übrigen eine Aktivität, ein Engagement einschließt)
Und „sophia“ darf auch mit Wissen übersetzt werden.
In der griechischen antiken Philosophie war ein Sophos ein Fachmann. Um welche Art von Wissen es sich handelte, war zweitrangig. Da die Philosophie früher aber auch Disziplinen umfasste, die heute anderen Wissenschaften angehören, ist eine Ausdifferenzierung des Begriffs nur legitim.
Nach Faden (9) betont, dass ein Sophos nicht im Sinne von “Hundefreund oder Briefmarkenfreund” verstanden werden darf, sondern als “weise im Begehren”. Ein Philosoph strebt demnach nicht einfach nur nach Weisheit. Er ist im Umgang mit Weisheit (als Form gesammelten Wissens) auch besonnen und damit vertraut.
Philosophie als geistige Aktivität
Demnach ist Philosophie eine geistige Tätigkeit, die sich engagiert und systematisch mit “Wissen” auseinandersetzt und auf ein tieferes Verständnis abzielt.
„Die Philosophie schenkte mir die Fertigkeit, jeder Wendung des Schicksals gegenüberzutreten.“
Philosophie & ihre Bedeutung
Ein Beispiel für Philosophie im konkreten Leben
Philosophiert wird direkt aus der Alltagserfahrung heraus. Nehmen wir das Trendthema Nachhaltigkeit als Beispiel. Ein ideologisch aufgeladener Begriff, der eigentlich sehr sehr fragwürdig ist.
Um was geht es hier genau?
In den meisten Fällen um einen Nutzeneffekt, ein Effektivitätsprinzip: Ressourcen sollen praktischerweise auch in Zukunft nutzbar sein. Die Natur wird nach diesem Verständnis zum Mittel zum Zweck degradiert - sie darf materiell ausgeschlachtet werden.
Die Philosophie fragt in diesem Zusammenhang nach der Grundlage des Naturverständnisses. Vor der Bewertung soll das Verstehen der Hintergründe gestellt werden.
Was heißt Philosophie?
Das Verständnis der Philosophie hat sich seit ihren Anfängen grundlegend gewandelt. Das liegt unter anderem auch an der Lebenswelt, mit der Philosophie immer eng verknüpft ist.
Die abendländische Philosophie hat ihren Ursprung im antiken Griechenland. Damals waren Philosophen so etwas wie Naturwissenschaftler, Dichter & Avantgardisten. Dementsprechend bemühten sich Philosophen wie Sokrates, Epikur oder Zenon um neue Gesellschaftstheorien.
Sie waren aber im eigentlichen Sinne Praktiker: es ging um die Einübung eines guten Lebensstils, der sich an der Harmonie des Weltganzen orientierte.
Was ist Philosophie im Alltagsverständnis?
Philosophie-Bedeutung in der Alltagssprache
Wie bereits erwähnt, gibt es keine allgemeingültige Definition von Philosophie. Dafür aber allerlei Bedeutungsnuancen, die sich in der Alltagssprache wieder finden:
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ist ganz modern. Sie dient als Tool der Selbstoptimierung oder Mittel zur #Selbstliebe, das Menschen zu Erfüllung & Glück verhelfen soll, indem sie sich ihrer Werte & Ziele klar werden.
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ist eines der häufigsten Synonyme für Philosophie. Hier geht es um die grundlegende Orientierung, die sich an persönlichen Werten und überlieferten Vorstellungen speist.
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wird heute als Unternehmensphilosophie bezeichnet. Mit Philosophie hat die aber gar nichts zu tun, sondern mit einem Wertemuster innerhalb des Unternehmens.
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von Philosophie wird definiert als Wissenschaft von den allgemeinen „Strukturgesetzen der Natur, der Gesellschaft und des Denkens sowie der Stellung des Menschen in der Welt.“ (Quelle: Wikipedia)
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Viele sehen die Philosophie auch als Meta-Wissenschaft, welche die Naturwissenschaft durch Kritik & In-Frage-stellen immer wieder zu neuen Erkenntnissen treibt.
„Ein starker Geist diskutiert Ideen. Ein durschnittlicher Geist diskutiert Ereignisse. Ein schwacher Geist diskutiert Leute.“
Sokrates: Philosophie ist Sterben lernen
In diesem Zusammenhang lässt sich auch die sokratische Aussage “Philosophieren heißt sterben lernen” besser verstehen.
Sterben oder Tod wird in Platons Dialog Phaidon als Selbstermächtigung praktiziert, die dem Menschen ein Denken über seine biologischen Bedürfnisse hinaus ermöglicht.
Sokrates´ Aussage wurde allerdings lange Zeit falsch interpretiert: Oft wurde Philosophen eine Leibfeindlichkeit unterstellt, die ihren größten Niederschlag in einer platonischen 2-Welten-Theorie finden soll.
Diese Forschungsmeinung ist heute längst überholt. Es geht Sokrates in diesem Dialog NICHT darum, das Leben zu verachten, Genüsse zu vermeiden und körperliche Bedürfnisse außer Acht zu lassen, um wie ein Asket zu leben.
Philosophie als Selbstgespräch der Seele
Es geht viel mehr darum, dass in der Philosophie die Seele in Berührung mit dem Sein kommt. Psyche und Denken werden in der Philosophie zu einer Einheit.
Mit modernen Worten ausgedrückt: das Gehirn des Menschen bleibt durch das Philosophieren nicht bloßer Mechanismus, der auf biologischen Konstanten beruht, sondern wird zum Instrument des Geistes, des Verstandes.
In der Antike war Philosophie die Theorie und Praxis vom guten Leben, von der Seelenführung.
Im Mittelalter änderte sich das allerdings: die Philosophie wurde vom praktischen Leben getrennt und verkümmerte zur reinen Theoriebildung (Philosophie als „Magd der Theologie“).
Hier wurde die Philosophie richtig elitär, sie war nur noch den Klöstern und Gelehrten vorbehalten. Während der Renaissance erfuhr die Philosophie wieder einen Aufschwung, war aber immer noch viel zu lebensfern.
Seit dem 18. Jahrhundert geriet die Philosophie wieder in einen Diskurs, der von Spezialisten geführt wurde. Das ist auch noch heute so: Die heutige Philosophie sitzt immer noch in einem Elfenbeinturm.
Jaspers: Philosophie ist “Kümmern um uns selbst”
Auch der spätere Existenzphilosoph Karl Jaspers verstand das Denken unmittelbar aus dem Existieren heraus: Vom Menschen her und auf den Menschen zu, kann nur philosophieren, wer selber von der Sorge um den Menschen bewegt ist.
(vgl. auch Existentialismus oder Existenzphilosophie)
Auch für Jaspers ist Philosophie Seelenfürsorge. Seine eigenen Schriften bezeichnete Jaspers als Meditationen:
„Diese Schriften wollen meditierend in dem Leser, der mitmeditiert, eine Verfassung zum Bewusstsein bringen, die er von vornherein schon mitbringt, nur nicht klar. Eine Verfassung, die es ihm ermöglicht, in den konkreten Situationen sich in der Kontinuität eines Lebens zu verwirklichen.“ (Jaspers)
Philosophie als Existenzerhellung
Philosophie war für Jaspers keine Wissenschaft im akademischen Sinne, sondern Existenzerhellung. Allerdings nicht mit dem Zweck, die Welt im Ganzen zu erkennen (das nennt er Aberglaube der Wissenschaften), sondern als Weg, sich der eigenen Existenz und gleichzeitig dem Du zu öffnen, soweit es möglich ist.
Wozu Philosophie & philosophieren?
Warum philosophieren wir?
Die heutigen Wissenschaften erklären einiges, doch nicht alles. Insbesondere existenzielle Fragen (auch philosophische Fragen genannt) erhalten keine Antworten, wie zum Beispiel: Hat der Mensch eine Seele? Was ist Gerechtigkeit?
Oder nehmen wir die Biologie: Sie analysiert & beschreibt zwar Lebendiges, doch über das Wesen des Lebendigen, den Wert des Lebens oder den richtigen Umgang mit Leben kann sie nichts aussagen. (Stichwort: descriptiv vs. normativ)
Warum philosophieren Menschen?
Ganz allgemein stellt sich für die Philosophie die Frage, wie mit den Erkenntnissen der Wissenschaften umgegangen werden soll. Und welche Folgen sie für uns haben.
Auch was die praktische Lebensführung betrifft, kann Philosophie in ihrem ursprünglichen Sinne einen Schatz an Mehrwert liefern.
Das ist auch der Grund, warum Menschen philosophieren: Es geht darum Welt & Leben tiefgreifenden Sinn und Bedeutung abzugewinnen.
„Gebt mir einen festen Punkt, und ich hebe die Welt aus den Angeln.“
Wie philosophiert man?
Wie geht Philosophieren?
Die Anwendung der Philosophie, das Philosophieren, hat keine Anleitung.
In der Philosophie werden keine Experimente gemacht, keine Umfragen ausgewertet oder Versuche gestartet, um eine These mit messbaren Parametern auf Richtigkeit zu prüfen.
Philosophie ist keine empirische Wissenschaft – und war sie auch nie. Trotzdem sind empirische Daten natürlich hilfreich für Philosophen & Philosophinnen. Doch ganz wesentlich für die Unterscheidung ist, dass die Philosophie keine Fakten erhebt.
Viel mehr geht es darum, Ergebnisse der Wissenschaften zu interpretieren und ihre logischen wie ethischen Folgen mit dem Verstand zu erfassen. Vgl. 12 bekannte Philosophinnen
Zum Beispiel stellen sich Fragen, wie:
Bedeuten die Erkenntnisse der Neurobiologie, dass der Mensch keinen freien Willen besitzt?
Zeigt die Existenz von Schmerz & Leid, dass es einen Gott, ein höheres Prinzip gibt oder nicht?
Stellen naturwissenschaftliche Theorien die Welt wirklichkeitsgetreu dar?
Weitere typische Philosophie-Fragen sind: Was ist Liebe? Was ist Materie? Was ist Kunst? Was ist eine Lüge? Was ist Schönheit? Was ist ein gutes Leben? Was ist der Sinn des Lebens heute? u.v.m.
Wie die anderen Wissenschaften (es tun sollten), fällt auch die Philosophie aber kein verbindliches Urteil, das allgemeine Gültigkeit besitzen soll. Im Gegenteil: im ständigen Für und Wider werden Argumente beleuchtet und geprüft. Am Ende gibt es vielleicht ein Urteil oder eine normative Aussage. Oder auch nicht.
Das Wesen der Philosophie bleibt offen
Du musst Dich letztendlich eigenverantwortlich für das Argument entscheiden, dass Dir stimmiger erscheint. Wichtig ist zu begreifen, dass es keinen „archimedischen Punkt“ gibt, der über jeden Zweifel erhaben wäre. Jede Annahme kann angezweifelt werden, wenn sich schlüssige Argumente finden.
Die Philosophie hat 3 Disziplinen
Theoretische Philosophie – Praktische Philosophie – Geschichte der Philosophie
Schwerpunkt der Theoretischen Philosophie ist eine systematische Reflexion über Formen und Strukturen des menschlichen Erkennens. Dazu gehören die Teilgebiete: Sprachphilosophie, Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Logik, Begriffsanalyse sowie Metaphysik und Ontologie.
Der Fokus der Praktischen Philosophie liegt in der Auseinandersetzung mit Daseins- und Wertfragen. Sie teilt sich in folgende Disziplinen auf: Ethik, Ästhetik, Anthropologie, Kulturphilosophie, Rechtsphilosophie, Weltanschauungsanalyse, Ideologiekritik.
Die Geschichte der Philosophie befasst sich mit der Entwicklung von Ideen und Gedankensystemen. Sie beginnt für uns mit den Vorsokratikern und endet mit der Neuzeit, in der sich immer mehr Teilgebiete verselbstständigt haben.
Was sind Philosophen?
Was macht einen Philosophen bzw. eine Philosophin aus?
Philosophie hat nichts mit akademischen Titeln zu tun oder öffentlichem Ansehen. Insofern kann ein Philosoph
1) ein professioneller Gelehrter innerhalb der philosophischen Disziplin sein.
2) ein bestimmter Persönlichkeitstypus, der im Hinterfragen von Wissen, Wahrnehmung und Welt Erfüllung erfährt, indem er / sie Erkenntnisse aus der Vernunft heraus entwickelt.
Im 2. Typ liegt m. E. die wirkliche Philosophie:
ein Mensch mit dieser Haltung sucht Erkenntnis, geht in der Tätigkeit an sich auf, und wird nicht von einer diffusen Vorstellung nach Glück und Heil geleitet. Eine interessante Parallele findet Erich Sattler:
„Was jedoch den eigentlichen Philosophen von einem Künstler unterscheidet, besteht nur darin, dass er die Ergebnisse seiner Überlegungen nicht in Symbolen, sondern in Sprache darstellt.“
„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“
Fazit: Was ist Philosophie?
Die Philosophie war in ihren Anfängen eine praktische Lebenskunst, in der Denken & Alltag eng miteinander verknüpft waren.
Seit dem Mittelalter bis heute ist die Philosophie sehr theoretisch geprägt und elitär. Ihre Ausführungen werden durch die komplizierte Theoriebildung oft nur noch in Fachkreisen wahrgenommen.
Das muss sich wieder ändern!
Philosophie ist nichts, das mit Wortblasen und abenteuerlichen Satzkonstruktionen Eindruck schinden muss.Philosophie ist selbstreflexiv & lebensnah, sie fördert immer wieder Diskurse und eröffnet Möglichkeiten des Denkens.
Quellen:
1) Deutscher Ethikrat
2) Dtv Atlas der Philosophie
3) Big Ideas. Das Philosophie-Buch – Großen Ideen und ihre Denker
4) Ansgar Beckermann: Was ist das – Philosophie?
5) Erich Satter: Was ist Philosophie? - Definition, Bedeutung, Aufgaben
6) Platon: Phaidon
7) Max Frisch: ars-philosophandi.de
8) Metzler Lexikon der Philosophie
9) Gerhard Faden: Platons dialektische Phänomenologie