Kein Therapieplatz: was tun? – So überbrückst Du Wartezeiten

Du findest keinen freien Therapieplatz? Um die langen Wartezeiten durchzustehen, ist jetzt schnelle & effektive Hilfe + Selbsthilfe gefragt. Hier sind Institutsambulanzen & Co. gute Alternativen.

Kein Therapieplatz: was tun?

Kein Psychotherapieplatz gefunden

Wer keinen Therapieplatz findet, braucht dringend kurzfristige Hilfe. Hier die wichtigsten Tipps & Infos

Keine Therapieplätze & zu viele psychisch Kranke

Immer wieder werden wir aufgefordert, uns bei psychischen Problemen Hilfe zu suchen: sich Psychotherapeuten*innen anzuvertrauen und einen Therapieplatz zu sichern.

Doch in der Realität ist die Sache nicht so einfach.

Laut der Deutschen Psychotherapeutischen Vereinigung (DPtV) muss ein*e Patient*in ca. 6 Monate auf eine Psychotherapie warten.

Viel zu viel Zeit, in der sich psychische Krankheiten weiter verfestigen, chronisch werden oder in Selbstmordgedanken münden können.

 

Inhaltsverzeichnis: Kein Therapieplatz – Was tun?

  1. Bundesweite Terminservicestelle

  2. Ausbildungsambulanzen / Ausbildungsinstitute

  3. Hochschulambulanzen / Psychiatrische Institutsambulanzen (PIA)

  4. Psychologische Beratungsstellen

  5. Sozialpsychiatrische Dienste

  6. Vereine & Stiftungen

  7. Selbsthilfegruppen

  8. Online-Angebote / Online-Therapien zur Selbsthilfe

 

Allgemeine Tipps, die NICHT hilfreich sind

Bei meiner Recherche für diesen Artikel stieß ich abermillionenfach (jaha, Zahl ist leicht übertrieben 😅) auf diese Top 3 Tipps, die überall heruntergebetet werden. Nur gibt’s da deutliche Unterschiede zwischen Theorie & Realität:


Psychotherapeutische Sprechstunde

also ein einmaliges Erstgespräch. Tatsache ist jedoch, dass nur wenige Therapeuten*innen so etwas überhaupt einbinden können.

Und selbst dann: Was bringt es Hilfesuchenden, einmalig 1 Stunde über psychische Probleme zu sprechen, wenn sie keine Folgebehandlung erhalten, weil keine Therapieplätze frei sind?!


Akutbehandlung bei Therapeuten*innen

denn die müssen ja 12-24 Therapiestunden dafür anbieten.

Ist nur ziemlich für den A***, wenn kein*e Therapeut*in diese Zeit hat, weil der Behandlungsplan aus allen Nähten platzt und daher wieder keine Therapie stattfindet.


Psychotherapeuten ohne Kassenzulassung

mit entsprechender Dokumentation übernimmt dann die Kasse die Kosten.

Wenn’s so einfach wäre...Läuft in den aller meisten Fällen leider negativ (keine Kostenerstattung) und Betroffene stehen wieder alleine da.


 

Was also tun, wenn Du keinen Therapieplatz findest?

Hier sind akute Hilfsangebote gefragt, die leicht zugänglich sind, und Tipps, die Dir wirklich eine Unterstützung bieten können.

Im Klartext: Krisendienste & Selbsthilfe-Programme

(ja, geht leider nicht anders 🤷)

 

1) Bundesweite Terminservicestelle

In besonders dringenden Fällen soll die bundesweite Terminservicestelle (TSS) unter Tel: 116 117 Dir helfen, kurzfristig professionelle Hilfe zu erhalten.

Die Vermittlung erfolgt innerhalb von 4 Wochen.

  • Hier erhältst Du einen Termin für ein Psychotherapeutisches Erstgespräch (einmalig!) ohne Überweisung

  • Zur Vermittlung von Akutbehandlungen / Probatorischen Sitzungen muss ein aktueller, mit einem Vermittlungscode gekennzeichneter Befundbericht eines Psychotherapeuten vorliegen. Du musst also die Dringlichkeit Deines Falls von einer Psychotherapiepraxis schriftlich bescheinigen lassen.

  • Du kannst bei diesen Internetportalen nach psychotherapeutischen Praxen suchen: Bundes Psychotherapeuten Kammer, www.therapie.de und www.psych-info.de

 

2) Ausbildungsambulanzen / Ausbildungsinstitute

Das sind quasi die Schulen für Psychotherapeuten.

Hier erhältst Du Hilfe von einem Team: einen Azubi, den angehenden Psychotherapeuten, und einem Lehrer, einem erfahrenen Psychotherapeuten.

Mit Glück sind hier die Wartezeiten auf einen Kurzzeit-Therapieplatz nicht so lange.

 

3) Hochschul-Ambulanzen / Psychiatrische Institutsambulanzen (PIA)

Wissen viele nicht, doch auch in Universitätskliniken und Krankenhäusern mit psychiatrischer Fachabteilung können Kassenpatienten kurzfristig und schnell Hilfe bekommen.

  • Du findest entsprechende Einrichtungen, indem Du einfach googlest: Institutsambulanz + den Namen Deiner Stadt

 

4) Psychologische Beratungsstellen

Der große Unterschied besteht im Wörtchen „Psychologisch“.

Im Gegensatz zu psychotherapeutischen Praxen dürfen diese Einrichtungen nur beraten, wenn eine Krise oder Überforderung ansteht, nicht aber bei Krankheiten „therapieren.“

Trotzdem: zur Überbrückung von Wartezeiten auf einen richtigen Therapieplatz, sind diese Angebote Gold wert.

  • Oft sind kirchliche Träger die Initiatoren dieser kostenlosen „Lebensberatung“ & Krisenintervention: Suche bei Diakonie Deutschland. Die Caritas bietet sogar zusätzlich Online-Beratung

  • Auch der BDPP bietet eine Liste für Online-Angebote

  • Ansonsten hier einfach Google bemühen und dort nach Psychologische Beratungsstelle + Deine Stadt suchen

 

5) Sozialpsychiatrische Dienste

Gehören zu den Gesundheitsämtern des Orte und sind vor allem für chronisch erkrankte gedacht.

Unbedingt auch hier anfragen, wenn es arg für Dich wird.

  • Google nach Solzialpsychiatrischer Dienst + Deine Stadt

 

6) Vereine & Stiftungen

Zu jeder psychischen Erkrankung gibt es meist eine eigene Stiftung oder einen Verein. So wie die Deutsche Depressionshilfe zum Beispiel.

  • Bei diesen gemeinnützigen Organisationen erhältst Du ebenfalls eine Beratung via Telefon oder E-Mail, die kurzweilig helfen kann. Ich würde nichts unversucht lassen.

  • Sie helfen aber auch bei der Suche nach Therapieplätzen oder Selbsthilfe-Gruppen

  • Google nach: Deine Krankheit + Verein

 

7) Selbsthilfegruppen

Wenn sich kein Psychotherapieplatz findet oder keiner gewollt ist, dann solltest Du zumindest Selbsthilfe-Gruppen in Betracht ziehen. Die werden oft von Betroffenen geleitet.

  • Die NAKOS ist die nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen und TOP Anlaufstelle für Selbsthilfe-Gruppen in Deutschland

  • Der B.A.G SELBSTHILFE e.V. ist für Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihre Angehörigen gedacht

 

8) Online-Angebote / Online-Therapien zur Selbsthilfe

  • iFightDepression ist ein kostenfreies Selbstmanagement-Programm für leichte Depressionen.

  • Selfapy bietet hier eine anonyme und flexible Möglichkeit der Überbrückung von Wartezeiten über Online-Programme.

  • MindDoc bietet Online-Psychotherapie in wöchentlichen Sitzungen.

  • Die Teleclinic vergibt Online-Beratung durch einen Facharzt per Videogespräch

 

Fazit: Kein Therapieplatz

Ich weiß, gerade wenn Du betroffen bist, ist die Suche nach professioneller Hilfe eine Zumutung. Bitte gib’ nicht auf & mach’ Dir immer wieder klar, dass Dir medizinische Unterstützung als Mensch jederzeit zusteht.

Lass Dir außerdem von Familie, Freunden, Partnern etc. helfen, Du musst da jetzt nicht alleine durch. Viel wichtiger noch: Du brauchst jetzt dringend therapeutische Hilfe!

Deine psychische Gesundheit ist existenziell – Also zögere nicht die alternativen Hilfsangebote in diesem Beitrag zu nutzen.


Quellen:
1) Deutsches Psychotherapeuten Netzwerk
2) Deutsche Psychotherapeutische Vereinigung (DPtV)
3) Frank Wendrich: Wie Therapeut*innen mit Wartezeit umgehen können
4) Bundes Psychotherapeuten Kammer (BptK)
5) Ärzteblatt: BPtK warnt vor überlangen Wartezeiten auf Psychotherapie­termine

Tamara Niebler (Inkognito-Philosophin)

Hi, ich bin Tamara, freie Journalistin & studierte Philosophin (Mag. phil.). Hier blogge ich über persönliche Erfahrungen mit Depressionen & Angst – und untersuche psychische Phänomene aus einer dezidiert philosophischen Perspektive. Zudem informiere ich fachkritisch über soziale Ungerechtigkeiten und gesellschaftliche Missstände, die uns alle betreffen.

Zurück
Zurück

Depression: Müdigkeit – ständig müde, schlapp & erschöpft

Weiter
Weiter

Was ist der Sinn des Lebens? – Sinnfrage & Lebenssinn heute