Seele & Gesundheit – Wie Gedanken & Gefühle aufs Immunsystem einwirken
Gesundes Denken gewinnt angesichts moderner medizinischer Erkenntnisse an neuer Bedeutung. Negative Gedanken & Gefühle wirken sich nicht nur auf unser subjektives Wohlbefinden aus, sondern haben direkte Effekte auf unser Immunsystem. Die genauen Ergebnisse werden Dich sicher überraschen!
„Es kommt darauf an, den Körper mit der Seele und die Seele durch den Körper zu heilen.“
- Oscar Wilde (1854 - 1900)
Zusammenhang zwischen Psyche & Gesundheit
Über das Zusammenspiel von Seele & Gesundheit bzw. Geist & Körper haben sich viele kluge Geister den Kopf zerbrochen.
Längst bestätigt auch die Medizin, dass sich negative Gedanken & Gefühle direkt auf unsere Immunabwehr auswirken. Darum werden Menschen mit positiver Einstellung nicht nur seltener krank, sondern auch noch schneller gesund.
Der Forschungszweig, der sich eingehend mit dem Zusammenspiel von Seele & Abwehrsystem befasst, nennt sich: Psychoneuroimmunologie. Sie versucht herauszufinden, wie Abwehrsystem, Gehirn und Nerven kommunizieren, und die Prozesse dahinter zu verstehen.
Umgekehrt funktioniert es aber genauso: Der Körper nimmt Einfluss auf unsere Gefühle & Gedanken. Das zeigt sich zum Beispiel an der sogenannten Sekundären Depression, die entstehen kann, wenn Menschen an körperlichen Krankheiten leiden.
Zum Beispiel vermuten andere Forscher einen Zusammenhang zwischen seelischem Leiden und Darm. Das wäre dann die Neurogastroenterologie:
"Man nimmt heute an, dass Darmbakterien Stoffe bilden, die über das Blut ins Gehirn gelangen und dort emotionale Prozesse verändern können" (2)
Gehirn & Immunsystem kommunizieren
Es gibt mehrere „Autobahnen“ über die unser Gehirn mit unserem Abwehrsystem kommuniziert. Ein Weg geht über das Stresshormon Cortisol. Es gibt aber noch mehr Hormone, die relevante Informationen weitertragen und Signale ans Gehirn leiten.
Sogenannte Interleukine, die von Immunzellen erzeugt werden, und die Aktivität der Abwehrkräfte lenkt. Sind sie in größeren Mengen im Blut, sagen sie dem Gehirn damit, dass da eine Entzündung im Körper wütet, die es zu bekämpfen gilt. Das Gehirn reagiert sofort: Körpertemperatur steigt, und Du wirst müde und kraftlos – damit Du Dich ja ausruhst.
Auch über das vegetative Nervensystem wird mit dem zentralen Nervensystem kommuniziert. Vgl. auch Geist und Gehirn – Ich ist nicht Gehirn
Gesundheit, Gedanken & Gefühle
– Negative Gefühle schwächen das Immunsystem
Negative Gedanken & Gefühle beeinflussen die Abwehrkräfte mehr als viele Menschen denken. Tatsächlich ist erwiesen, dass Menschen mit psychischen Problemen, wie Depressionen oder Ängsten, infektanfälliger sind. Das geht sogar so weit, dass depressive Menschen mit erhöhten Gesundheitsrisiken leben müssen:
"Depressionen belasten das Herz ähnlich stark wie das Rauchen. Sie verdoppeln das Risiko einer Herzkrankheit. Schon eine unterschwellige Depression ist vergleichbar mit dem Schaden, den Passivrauchen verursacht. Zwar könne die psychische Erkrankung nicht allein zum Infarkt führen (…) Sie kann aber sein Auftreten beschleunigen."
– so Christoph Herrmann-Lingen vom Zentrum für Psychosoziale Medizin der Universität Göttingen. (2) » Evtl. auch interessant für Dich: Psychosoziale Faktoren der Depression
Positive Gedanken & Gefühle können das Abwehrsystem hingegen stärken. Das hat sich zum Beispiel die Psycho-Onkologie zunutze gemacht, indem sie gezielt den seelischen Leiden der Patienten mit Verhaltenstherapien entgegenwirkt.
Verdrängte Gefühle machen Seele & Körper krank
Freud vermutete schon immer, das ein Verdrängen von Gefühlen & Gedanken einen Menschen krank mache. Alltagspsychologisch wurde dieses Prinzip auch angewandt, nur wissenschaftliche Beweise fehlten bisher.
Erst 2012 erschien die 1. Meta-Studie (9), die Freuds Theorie auf den Prüfstand stellte. Analysiert wurden dabei, ob Zusammenhänge zwischen emotionaler Verdrängung und körperlichen Krankheiten bestehen.
Das Resultat war verblüffend:
Tatsächlich gibt es einen Bezug zwischen bestimmten Erkrankungen und verdrängten Gefühlen.
So konnten die Forscher nachweisen, dass Unterdrückung von Gefühlen mit einem erhöhten Blutdruck einher gehen. Hoher Blutdruck ist wiederum ein Risiko für Herz-, Augen- und Nierenerkrankungen.
Seele, Körper, Gesundheit
Einfluss des Körpers auf Gefühle & Gedanken
Der Einfluss scheint aber andersherum genauso zu funktionieren, wie verschiedene Psychotherapien nahe legen.
1) Zum Beispiel konnte der Sozialpsychologe Jens Förster einen interessanten Umstand nachweisen: Personen sind zugänglicher für Wörter mit positiver Bedeutung, wenn sie dabei den Kopf nicken. Schüttelt ein Mensch hingegen den Kopf verneinend, dominieren negative Wörter.
2) In einer anderen Studie wiesen Strack und Förster nach, dass Personen, die ihre Arme beugen, weil sie von unten gegen eine Tischplatte drücken sollen, sich an erfreulichere Dinge erinnern als Personen, die von oben auf die Platte drücken und somit ihre Arme durchstrecken.
Warum beeinflussen Bewegung & Haltung des Körpers die Gefühle?
Der Mensch assoziiert bestimmte Bewegungen mit positiven oder negativen Reizen, die zusammen ablaufen. Die Armbeugung wird zum Beispiel mit dem Heranziehen von etwas verbunden oder mit einer Umarmung. Der durchgestreckte Arm tritt dagegen meist auf, wenn wir etwas von uns wegdrücken und Distanz aufbauen.
"Erinnerungen werden auf verschiedenen Ebenen gespeichert (…) Emotionale Informationen werden verknüpft mit körperlichen Repräsentationen.
Somit sind bestimmte Bewegungen oder Haltungen assoziiert mit Gefühlszuständen. Wird ein Knoten in diesem Netzwerk aktiviert, etwa durch die Körperhaltung, dann werden automatisch auch die anderen Knoten aktiviert, wie die emotionale Information."
– Johannes Michalak, Psychologieprofessor von der Universität Hildesheim. (2)
Damit sagt der Professor, dass Du, ich und jeder andere Mensch eine verzerrte Wahrnehmung besitzen, die im Wesentlichen durch Gefühle beeinflusst wird.
Psychoneuroimmunologie
Nochmal zurück zur Psychoneuroimmunologie. Die hat also so einiges herausgefunden, was Psyche & Immunsystem betrifft.
Die grundlegenden Erkenntnisse dabei:
Neurotransmitter des Gehirns beeinflussen Immunzellen
Substanzen der Immunzellen wirken auf die Nerven
Immunzellen sind imstande, Neurotransmitter zu erzeugen (Interleukine)
Neuronen können spezifische Abwehrzellen produzieren
Hormone beeinflussen die Kommunikation zwischen Immun- und Nervensystem
Seele & Gesundheit
Psychische Probleme erzeugen Dauer-Stress
Negative Gefühle & Gedanken wie Angst, Wut, Scham und Traurigkeit erzeugen Stress. Permanenter Stress tut uns nicht gut, weder psychisch noch körperlich.
Sobald Du Stress empfindest, signalisiert das Gehirn der Nebenniere: Schnell, bitte Cortisol ausschütten! Cortisol wiederum versetzt die unspezifischen Abwehrkräfte (Killerzellen und so) in Alarmbereitschaft. Die machen erst mal Bakterien, Viren und Pilze kalt. Je größer der Stress, desto mehr Lymphozyten schwirren in Deinem Blut herum. Absolut logisch.
Warum macht Dein Gehirn sowas?
Ist ein evolutionsbiologisches Erbe der Menschheit. Salopp gesagt: in der Steinzeit war Stress eine natürliche Reaktion auf Gefahren. Das System funktioniert ganz gut, solange es sich nicht gegen uns richtet. Darum bekommst Du bei dauerhaftem Stress ein echtes Problem.
Der Coritsol-Spiegel im Blut fährt dann nicht mehr herunter, sondern bleibt auf einem hohen Level.
Die Folge: Die Cortisole binden sich an weiße Blutkörperchen.
Dadurch schütten die Immunzellen weniger Interleukin-1-beta aus. Interleukin steuert die Vermehrung, Aktivität und Bildung von Immunzellen und Antikörpern.
Weil durch das viele Cortisol weniger Interleukin ins Blut gelangt, ist die Immunabwehr schwächer als normalerweise.
Vgl. auch Geist und Gehirn – Ich ist nicht Gehirn
In der Regel sind psychische Probleme und ein schwaches Immunsystem mit weiteren negativen Einflüssen verbunden. Zum Beispiel greifen belastete Personen häufiger zu schlechtem Essen, Suchtmitteln und bewegen sich oft weniger. Die Psychoneuroimmunologie bringt außerdem ernstere Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebsleiden mit dem Risikofaktor Stress in Verbindung.
Wie negative Gedanken das Immunsystem beeinflussen
Ein Forscherteam um Dr. Elise Kalokerinos konnte 2014 erneut belegen, dass positives Denken auf die Gesundheit Einfluss hat. Besser gesagt, aufs Immunsystem.
Die Probanden mussten Fotos mit angenehmen und unangenehmen Abbildungen betrachten und sich später daran erinnern. Diejenigen, die sich an die angenehmen Bilder erinnerten, hatten mehr Antikörper im Blut, also ein stärkeres Immunsystem. (5)
“Andauerndes Grübeln über Sorgen und Ängste (Gedankenkarussell) schwächt unser Immunsystem, das ist wissenschaftlich erwiesen (…) unser Denken beeinflusst unsere Gesundheit ebenso wie Ernährung und Bewegung“, bestätigt Katharina Schmid, Pathologin in Wien. Auf die Frage, warum positive Gedanken nicht ausreichen, lautet ihre Antwort:
„Weil unser Gehirn unsere Gedanken erst dann ernst nimmt und bereit ist, darauf zu reagieren, wenn diese mit starken Gefühlen kombiniert sind. (…)
Schließlich haben wir laut Neurowissenschaft bis zu 70.000 Gedanken täglich. Das Gehirn muss sich daher zwischen wichtigen und unwichtigen Gedanken entscheiden. Jene, die mit intensiven Emotionen gekoppelt sind, stechen in diesem Ranking klar hervor. Je mehr positive Gedanken und Gefühle wir im Laufe unseres Lebens sammeln, desto mehr Synapsen für positives Denken bilden sich im Gehirn, die unsere Stimmung und unser Immunsystem positiv beeinflussen.“ (6)
Quellen:
1) Christiane Fuchs: Wie die Seele die Körperabwehr steuert
2) Zeit online: Körper und Psyche: Körper und Seele – nur gemeinsam stark (Artikel)
3) Dr. Ursula Heck: Wechselwirkung zwischen Psyche und Immunsystem
4) Robert Czepel: Negative Emotionen schwächen das Immunsystem (science.ORF.at)
5) Dr. Elise Kalokerinos et al., "The aging positivity effect and immune function: Positivity in recall predicts higher CD4 counts and lower CD4 activation", Psychology and Aging, 2014
6) Katharina Schmid: Die Heilkraft der Gedanken – im Interview auf nachrichten.at
7) wissenschaft.de: Der Einfluss von Gedanken und Gefühlen auf die Gesundheit
8) Dipl.-Psych. Anne Frobeen: Wie Stress unsere Abwehr beeinflusst (Die Techniker)
9) Mund M., Mitte K. The Costs of Repression: A Meta-Analysis on the Relation Between Repressive Coping and Somatic Diseases, Health Psychology 2012, Vol. 31 (5), 640-649, DOI: 10.1037/a0026257