Wie fühlt sich eine Panikattacke an? – Über Todesangst & Atemnot
Wie sich eine Panikattacke anfühlt, ist schwer zu beschreiben: Panikanfälle zeigen sich in Todesangst, Herzrasen, Atemnot und extremen Schwindel – die Angst ist dabei so extrem, dass Du die Kontrolle über Dich und Deinen Körper verlierst.
So zeigen sich Panikattacken
Hier erfährst Du: Wie sich Panikattacken für Betroffene anfühlen – Wie sich Panikattacken äußern – Was bei akuter Panik sofort hilft (SOS-Tipps). Siehe auch: Wie fühlt sich Angst an? – Angst erleben (Philosophie)
Wie genau fühlen sich Panikattacken an?
Panikattacken sind schwer zu erklären. Kommt die Panik über Dich, dann verlierst Du die Kontrolle über Deinen Körper. Eine Panikattacke fühlt sich an, als würdest Du sterben … jedenfalls glaubst Du das in diesem Moment.
Vielleicht kennst Du das von der Schule, wenn Du ein wichtiges Referat halten musstest. Oder von einem Vorstellungsgespräch. Du bist nervös, Dir wird flau im Magen und Schweiß bricht aus. Das ist ganz normal und vergeht schnell wieder.
Anders läuft es, wenn Deine Angst zunimmt, bis sie unerträglich wird, wenn sie Dich wie aus dem Nichts überfällt und förmlich erschlägt.
Dir plötzlich schwindlig und kotzübel wird, Dein Herz so schnell schlägt, dass Du glaubst, es müsse jeden Moment platzen (wie ein Herzinfarkt oder so). Du bist absolut überzeugt, dass Dir jeden Moment die Beine wegknicken und Du elendig an Ort und Stelle stirbst.
Inhaltsverzeichnis: Wie fühlt sich Panik an?
Panikattacken sind stärker als Angstattacken
Wie äußern sich Panikattacken?
Wie fühlt sich eine Panikattacke an?
„Alles wird surreal, die Welt oder Du selbst. Oder alles zusammen.“
„Jetzt muss ich sterben!“
Was passiert bei einer Panikattacke in Kopf & Körper?
Der Teufelskreis der Angst
Die Angst vor der Angst
Woher weiß ich, ob ich eine Panikattacke hatte?
Kann man an Panikattacken sterben?
Wann treten Panikattacken auf?
Welche Arten von Panikattacken gibt es?
Was hilft gegen Panikattacken sofort?
Wie können andere bei akuten Panikattacken helfen?
Panikattacken sind stärker als Angstattacken
Panik ist nicht einfach nur große Angst. Panikattacken können mit einer Panikstörung einhergehen, das ist eine besondere Form der Angststörung, oder einer anderen Angststörung.
Für Panikstörungen ist die Angst vor der Angst ein wichtiges Charakteristikum.
Der Unterschied zwischen Angstattacke und Panikattacke ist, dass die Angst eher eine ständige Anspannung, Sorge und Nervosität auslöst, die dauerhaft besteht, extrem belastet und erschöpft. Die Symptome von Angstattacken sind ähnlich – Schwindel, Zittern, Atemprobleme – aber eben nicht so stark ausgeprägt, dass Todesangst besteht. Vgl. auch: Wie fühlt sich Angst an? – Angst erleben (Philosophie)
So äußern sich Panikanfälle
Eine Panikattacke ist immer individuell und vielseitig. Die Symptome sind so stark, dass sie kaum auszuhalten sind. Nicht nur für mich, für alle Betroffenen. Typische Anzeichen einer Panikattacke sind:
Ohnmachtsgefühl
plötzliches Schwindelgefühl
Benommenheitsgefühl (vgl. brain fog – Gehirnnebel)
heftiges Zittern
Beklemmungsgefühl in der Brust
Erstickungsgefühl
Komisches Gefühl im Magen / Übelkeit
Kopfschmerzen
Müdigkeit & Schwindel
Herz fühlt sich schwer an
Angstgefühl im Bauch
Gefühl von Herzrasen
Augen fühlen sich komisch an
Wie fühlt sich eine Panikattacke an?
Stell Dir vor: wie aus dem Nichts beginnt Dein ganzer Körper zu zittern. Das macht Dir unheimliche Angst, weil Du keine Ahnung hast, warum alles verrückt spielt. Dir tritt Schweiß auf die Stirn und Dir wird so heiß, dass Du heftig zu schwitzen anfängst.
Deine Gedanken laufen jetzt auf Dauerschleife: „Was ist mit mir bloß los?”, “Was passiert hier?“ Jetzt bekommst Du nicht mehr richtig Luft, Dein Brustkorb wird ganz eng, während Dein Herz immer schneller schlägt, wie die Flügel eines Kolibris.
Alles wird surreal, die Welt, Du selbst – einfach jeder und alles!
Das alles erzeugt ein lautes Rauschen in Deinem Kopf, in dem nur noch diese kranken Angstgedanken ihre Runden drehen und größer werden. Du stehst komplett neben Dir (Depersonalisation), kannst nicht reden, nicht reagieren, nichts mehr richtig wahrnehmen. Als wäre das alles nur ein schräger Film, an dem Du irgendwie teilnimmst, aber eigentlich nicht da bist.
Vgl. Depersonalisation & Derealisation: Was passiert in Kopf & Körper?
Auch die Welt verschwimmt (Derealisation) vor Deinen Augen. Sie tritt in den Hintergrund, ist nicht mehr wirklich, sondern weit entfernt. So klingen auch die Geräusche um Dich herum, weit weg und unecht. Du musst in diesem Moment unbedingt aus der Situation flüchten, sonst passiert etwas Schlimmes.
„Jetzt muss ich sterben!“
Alles dreht sich, Dir wird speiübel und vielleicht musst Du Dich übergeben (vgl. Emetophobie: Angst zu erbrechen). Nur mit äußerster Anstrengung schaffst Du es, Dich auf den Beinen zu halten. In diesem Augenblick bist Du überzeugt: Das ist ein Herzinfarkt und Du wirst daran sterben!
Du musst Dich hinlegen oder hinknien, um nicht umzufallen und auf den harten Boden zu knallen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist es vorbei. Dein Körper beruhigt sich langsam wieder. Deine Kleidung ist nassgeschwitzt, Du körperlich komplett erschöpft. Dein ganzer Leib zittert nach diesem gewaltigen Beben.
Vgl. Panikattacke: Nachwirkungen – Symptome danach (Überblick)
Was passiert bei einer Panikattacke in Kopf & Körper?
Der Teufelskreis der Angst
Panikattacken sind Ausnahmezustände für Geist und Körper. Der Kopf schlägt Alarm, von einem Moment auf den anderen. Die körperlichen Symptome sind überdeutlich zu spüren: Psychologen sprechen vom Teufelskreis der Angst, der automatisch und blitzschnell in immer gleicherweise (Angstspirale) abläuft.
1) Herzschlag beschleunigt sich
Je schneller Dein Herz schlägt, desto mehr sauerstoffhaltiges Blut pumpt es durch Deine Adern. Das ist auch der Sinn hinter dem Herzrasen: Alle Körperteile sollen schnell und gut versorgt werden, damit Du sofort kampf- und fluchtbereit bist.
2) Atmung wird flacher und schneller
Jetzt beginnt sich Deine Atmung spürbar zu verändern, ganz automatisch. Sie wird flacher und die Frequenz steigt. Dein Körper reagiert so, um mehr Luft zu bekommen. Gleichzeitig fördert diese Reaktion das Gefühl von Atemnot beim Betroffenen. Der Grund: eine Überversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Du beginnst zu hyperventilieren, weil Du glaubst, zu ersticken. Das führt wiederum zu Schwindel und Kribbeln.
3) Du interpretierst die Symptome unterbewusst als Gefahr
Spätestens jetzt beherrschen Dich folgende Gedanken:
Ich bekomme einen Herzinfarkt.
Ich sterbe.
Ich werde gleich ohnmächtig.
Ich bekomme keine Luft mehr.
Ich habe einen Hirnschlag oder so etwas.
Ich ersticke gleich.
Ich werde verrückt.
Ich bekomme einen Schlaganfall.
Ich verliere die Kontrolle (Vgl. Angst vor Kontrollverlust)
4) Blut wird nur noch zu den lebensnotwendigen Organen gepumpt
Nächster logischer Schritt für den kampfbereiten Körper: Blut sparen und dort einsetzen, wo es am wichtigsten ist. Manchmal erblassen daher Betroffene. Auch die Übelkeit im Magen geht wohl darauf zurück. Das Blut wird in die lebenswichtigen Organe umgeleitet.
5) Maximalkurve der Panik
Adrenalin schießt jetzt in großen Mengen durch Deinen Körper und sorgt für die nötige Anspannung. Da darauf kein Ausagieren folgt, also keine Flucht und kein Kampf, beginnt Dein Körper zu zittern und zu überheizen – das ist die aufgestaute Energie, die sich irgendwie entladen muss. Die Folge: extreme Schweißausbrüche, der Körper versucht verzweifelt, sich abzukühlen.
6) Das war’s. Du bist komplett am Ende.
Die Sicht verschwimmt, alles dreht sich, Du hast Todesangst – alles zusammen führt dazu, dass Du nach einer Panikattacke körperlich und mental komplett erschöpft bist.
Die Angst vor der Angst
Werden Panikattacken nicht psychotherapeutisch aufgearbeitet, wird die Angst genährt. Betroffene habe wortwörtlich Angst vor der Angst. Ich habe zum Beispiel, wenn meine Angststörung besonders akut ist, dermaßen Angst davor wieder diese Panik, diese Todesangst spüren zu müssen, dass ich allein beim Gedanken Einkaufen zu gehen, U-Bahn zu fahren oder das Haus zu verlassen, bereits in Tränen und Angst ausbreche.
Als ich damals wegen der Angststörung und Depression zusammenbrach, konnte ich sogar mehrere Monate nicht allein das Haus verlassen. So groß war die Angst vor der Angst.
Woher weiß ich, ob ich eine Panikattacke hatte?
Anzeichen einer Panikattacke
In der Regel fühlst Du es genau, wenn Du eine Panikattacke erleidest. Die folgenden Symptome sind stark ausgeprägt:
krasse körperliche Symptome wie Herzrasen, Schwitzen, Brustschmerzen, Übelkeit
sich neben sich fühlen, Angst verrückt zu werden oder zu sterben
Gefühl in großer Gefahr, Lebensgefahr zu schweben
Anzeichen treten plötzlich auf, sie überfallen Betroffene
großes Angstgefühl vor Kontrollverlust
Attacke flaut meist nach 30 Minuten ab, kann aber auch länger dauern oder kürzer
Angst, die Panik könnte wiederkommen
Kann man an Panikattacken sterben?
Nein, an einer Panikattacke ist noch nie ein Mensch gestorben.
Es fühlt sich zwar so an, als würde der Körper kollabieren, aber das tut er nicht. Mein Hausarzt meinte damals zu mir: „Wenn so viel Adrenalin durch Ihren Körper schießt, dann können Sie nicht in Ohnmacht fallen oder sterben. Das geht medizinisch nicht, weil der Körper ja auf Hochtouren auf Flucht hin arbeitet.“
Dieses Bewusstsein hilft mir, eine Panikattacke leichter zu überstehen. Auch wenn mir dieser Gedanke die Panik leider nicht ersparen kann.
Wann treten Panikattacken auf?
Panikattacken können je nach zugrundeliegender Störung in diversen Situationen auftreten. Häufig dabei:
U-Bahn, Bus, Zug, Auto, Flugzeug
öffentliche Plätze, enge Räume (Fahrstuhl)
Restaurant, Café, Imbiss
Friseur, Kaufhaus, Supermarkt
Büro, Arbeit
Arzttermine
Urlaubsreisen
Welche Arten von Panikattacken gibt es?
Ärzte differenzieren zwischen 3 Arten von Panikattacken, dabei sind alle Symptome der Panik gleich, nur die Ursachen unterscheiden sich voneinander:
plötzliche Panikattacke wie aus dem Nichts. Sie tritt ohne ersichtlichen Grund auf und hat meist generalisierte Angststörung als Ursache.
Bestimmte Zustände lösen die Panik aus, oft bei sozialen Phobien der Fall oder anderen spezifischen Angststörungen.
Situationsabhängige Panikattacke, kommt bei Panikstörungen wie bei Angststörungen vor.
Was hilft gegen Panikattacken sofort?
Atmen ist ganz wichtig. Versuche, Dich auf Deine Atmung zu konzentrieren und sie tiefer und langsamer werden zu lassen.
Kämpfe nicht gegen die Panik, das macht die Symptome noch schlimmer. Viel wichtiger ist, dass Du sie annimmst und vorüberziehen lässt. So geht es schneller vorbei.
Denke immer wieder daran, während Du Dich auf Deinen Atem konzentrierst: Du kannst nicht daran sterben. Die Panik geht wieder, sie kann nicht bleiben.
Wenn Du Dich lieber bewegst, dann mach etwas, um die körperliche Anspannung abzubauen. » Was tun bei Panikattacken? » Klopfen gegen Angst (SOS-Tipp)
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Angst-Selbsthilfe: grundsätzliche Tipps
Wie können andere bei akuten Panikattacken helfen?
Bitte sei Dir in erster Linie klar, dass es sich nicht um eingebildete Leiden handelt. Panikstörungen bzw. Panikattacken sind eine echte psychische Störung, die sich nur mit professioneller Hilfe behandeln lässt.
Auch wenn Betroffene wissen, dass sie nicht daran sterben können, ist die Situation unerträglich angstbesetzt.
Ebenso wie bei Depressionen sollte man niemals zu Betroffenen sagen:
Reiß Dich zusammen
Du stellst Dich aber schon etwas an
Du hast doch nichts
Ist doch nur wieder eine Panikattacke
Das schaffst Du schon, ist nicht so schlimm, wie Du denkst
Solche Sätze sorgen dafür, dass sich Patienten wie ich noch schuldiger und schwächer fühlen und dann gar nicht mehr darüber sprechen. Viele ziehen sich weiter zurück bis zur völligen Selbstisolation.
Denk daran:
Ein Mensch lässt Dich nur so tief blicken, wie er will
Menschen mit psychischen Erkrankungen können sich ziemlich gut verstellen und andere im Glauben lassen, alles wäre okay. Ich zum Beispiel lächle immer, wenn die Panik hochkommt. Bloß nicht auffallen, ist anfangs noch mein Gedanke.
Schon oft stand mein Partner oder Freunde neben mir, ohne mir irgendetwas anzumerken. Selbst wenn sie mich direkt ansehen. Inzwischen ist mein Ehemann gut darin, zu erkennen, wenn ich in Angst und Panik gerate.
Manchmal muss ich es ihm aber auch unter größter Überwindung sagen – so plötzlich kommt die Panik.
Fazit: Wie fühlen sich Panikattacken an?
Ich hoffe, ich konnte mit meiner Beschreibung zumindest ein bisschen verständlich machen, was Menschen bei einer Panikattacke durchstehen. Wie wirklich und schrecklich die Angst ist. Und wie monströs.
So können Partner, Freunde, Angehörige richtig helfen
Im Folgenden daher noch ein paar Tipps, wie Dritte bei einer akuten Panikattacke helfen können.
Bleib ruhig und verständnisvoll, wenn der andere in Panik gerät. Rede beruhigend und mit sicherer Stimme.
Versuche, mit dem Betroffenen Atemübungen zu machen.
Seid ihr in der Öffentlichkeit, dann hilf demjenigen schnell nach Hause zu kommen.
Zwinge den anderen nicht dazu, gegen die Panikattacke anzukämpfen. Das macht alles nur schlimmer.
Erinnere lieber daran, dass die Attacke vorbeigehen wird, sie vorüberziehen muss.
Beurteile den panischen Zustand nicht. Zeige Geduld und strahle Ruhe aus – das ist unheimlich wichtig, damit der oder die Betroffene sich nicht weiter hineinsteigert.
Manchmal hilft es auch, da zu sein, aber dem Gegenüber etwas Abstand zu lassen. Oft brauchen Menschen während oder nach einer Panikattacke etwas Zeit, um sich zu sammeln.
Quellen:
1) Marit Blossey: 11 Fakten über Panikattacken
2) Klinik Pacellialle
3)Aktionsbündnis Seelische Gesundheit
4) Panikattacken-Hilfe
5) Dr. Rolf Merkle, Diplom-Psychologe & Psychotherapeut (PAL Verlag)
6) Engelmann, Diana: In vier Schritten gegen Panikattacken (Apotheken Umschau)
7) panikattacken-info.de
8) K. Bernhardt: Panikattacken und andere Angststörungen loswerden
9) Sonja Hagl: Wie fühlt sich eine Panikattacke an? Symptome & was du jetzt tun kannst!
10) Ann-Kathrin Landzettel: Nicht mehr denken, nur noch fühlen: Panikattacken verstehen und behandeln