Ich fühle mich leer & müde vom Leben – Bedeutung & Tipps

Sich leer fühlen & müde vom Leben, ist meist ein Zeichen für depressive Verstimmungen und einer akuten Lebenskrise. Dabei ist innere Leere eigentlich gar keine Leere, sondern voller Gefühle & Gedanken, die Dir wichtige Dinge verraten.

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Keine Kraft mehr, freudlos & traurig

Wenn Du Dich innerlich leer, ausgelaugt oder sogar lebensmüde fühlst, solltest Du Deinen Gedanken & Gefühlen mal genau zuhören.

Dahinter kann nämlich ein ernsthaftes Problem stecken.

Ich bin müde vom Leben und fühle mich leer – ohne Lebensfreude

Ich kenne diese Innere Leere und eigentlich kenne ich sie nur von depressiven Menschen, die sich über einen langen Zeitraum quälen.

Mit unendlicher Traurigkeit, Seelenschmerz und Selbstablehnung.

Oder Du fühlst überhaupt nichts mehr, reagierst wie ein gefühlloser Automat, der tagein tagaus abliefert – aber ohne Geist, nicht bei der Sache, irgendwie total neben sich. Das Leben zieht vor Deinen Augen vorbei, aber Du hast keinen Anteil mehr daran.

Jeder sieht,
was du scheinst.
Nur wenige fühlen,
wie du bist.

Niccolò Machiavelli


Inhaltsverzeichnis

  • Gedanken bei Innerer Leere

  • Warum Du Dich leer & müde fühlst

  • Innere Leere ist keine Leere

  • Ursachen

  • typische Erlebnisse

  • Innere Leere überwinden

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Du vegetierst nur vor Dich hin, taub & blind für alle Farben und Melodien dieser Welt.

Du bist nicht mehr Du selbst, sondern irgendetwas Anderes – ferngesteuert & Dir selbst seltsam fremd.

Ich kann Dir schon einmal verraten: das Symptom nennt sich Depersonalisation & Derealisation (Selbstentfremdung oder verfremdete Wahrnehmung der Umwelt).

Kommen Dir folgende Gedanken oder Gefühle bekannt vor?

Die Alarmglocken müssen sofort bei diesen Gedanken schrillen:

  • Ich bin müde vom Leben

  • Ich habe keine Lust mehr zu leben

  • Ich möchte nicht mehr leben

  • Mein Leben ist sinnlos

Das sind keine normalen und nicht nur negative Gedanken, das sind Suizidgedanken!

Wende Dich bitte sofort an eine dieser Notfall-Einrichtungen:

  1. Telefon-Seelsorge: 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222

  2. Deutsche Depressionshilfe

 
 

Die Welt wird grau und dunkel

Ich meine das nicht wörtlich. Obwohl: Studien haben wirklich erwiesen, dass depressive Menschen Kontraste schlechter wahrnehmen können. Wegen der biologischen Komponente der Depression ☝️ Dopamin Mangel und so.

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Wenn Du Dich leer fühlst und Deine Welt aus tristen Gedanken besteht, ist die Angst nicht weit. Du hast einfach keine Ahnung, was Sache ist.

Und das sowie diese kranken Gedanken f*** Deinen Kopf.
Obwohl Dein Gehirn wie eine unermüdliche Maschine rattert und dein jämmerliches Dasein in einen schrägen Film verwandelt.

Warum Du Dich leer & müde fühlst

Ich könnte Dir jetzt die möglichen Ursachen und Auslöser einer Depression nennen. Aber vielleicht wollen wir es anders angehen 😉

vgl. auch: Ursachen psychischer Erkrankung – Warum werden Menschen psychisch krank?

  • Wann und warum fühlen wir uns leer, lebensmüde, sinnlos?

  • Wenn Du Deine Gedanken und Gefühle nicht verstehst?

  • Ist die Rationalisierung das Problem?

  • Irgendwo las ich den Schlachtruf: raus aus dem Verstand!

Was stimmt daran nicht?

  1. Wir können nicht einen Teil unseres Wesens zum Guru machen und den anderen verteufeln. Funktioniert einfach nicht, weil Entfremdung. Balance ist das Ziel.

  2. Das Problem ist Deine Wertung. Emotional sowie rational. Und die entsteht aus einem komplexen Zusammenspiel aus Erziehung, Erfahrung, Charakter, Umwelt, Gene, etc.

Innere leere fühlen ist eigentlich keine Leere

Wie fühlt es sich an, müde vom Leben zu sein?

Sich innerlich leer fühlen bzw. müde vom Leben zu sein, heißt, zu einem stillen und hilflosen Zuschauer werden.

Das bunte Leben läuft vor Deinen Augen ab.

Aber Du spürst es nicht.

Alles ist zäh, surreal und nebulös. Beängstigend und gleichzeitig ist es egal. Du bist starr und doch ruhelos in Deinen Selbstzweifeln gefangen.

Denken ist eine Möglichkeit die innere Leere zu überwinden. Manchen Menschen hilft dagegen Ablenkung, zum Beispiel durch:

  • kurze aktive Auszeiten

  • Ein kurzer Spaziergang draußen zum Beispiel (manchmal reichen schon 20 Minuten aus).

  • Eine kalte Dusche.

  • Eine Kuscheleinheit mit einem anderen Menschen.

  • Oder eine kurze Entspannungsübung.

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Du kannst auch Deine negativen Gedanken auf den Prüfstand stellen, aber das kostet Energie, die du momentan nicht hast.

Die Leere, Gefühllosigkeit und Sinnlosigkeit, die Du fühlst, sind weder frei von Emotionen oder sinnlos. Denn so versteinert und sinnfrei Du Dich auch empfindest, da steckt jede Menge Gefühlspower in der Leere.

Das Gefühl der Leere ist eigentlich ein Schock, eine Betäubung durch tiefste Verzweiflung und Schmerz.

In diesem Zustand kannst Du weder klar denken noch klar fühlen. Du bist starr und ohnmächtig. Geist und Körper müssen erst zur Ruhe kommen.

Gib Dir die Zeit. Vor allem während depressiver Phasen läuft alles etwas langsamer ab. Und das ist völlig okay!

Du darfst! Du darfst auch mal Rückschläge haben und in alte Muster zurückfallen. Das ist nicht nur okay, sondern menschlich.

Nicht Worte sollen wir lesen, sondern den Menschen, den wir hinter den Worten fühlen.

Samuel Butler

Lebensmüde & leer – die möglichen Ursachen

Was fehlt, wenn Du Dich innerlich leer fühlst? Du hast Deine Bedürfnisse nicht gestillt. So wie Dein Körper Nahrung braucht, genauso brauchen auch Deine emotionalen und intellektuellen Bedürfnisse Futter.

Ist innere Leere ein „Hunger nach Sinn, nach Selbstkontrolle und Vollständigkeit“?

Klingt mir zu pragmatisch und effizienzorientiert. Ich glaube sie ist mehr. Sie ist Erschöpfung und Mangel an Selbstwertgefühl.

Sie ist eine tiefe Erschütterung des menschlichen Seins.

Deines Seins.

Das Ganze ist so heftig, dass er schon einige Menschen in die Sucht getrieben hat: impulsartiges Essen, exzessiver Alkohol- und Drogenkonsum, ausgeprägtes Shoppingverhalten und zwanghaftes Festhalten an bestimmten Personen können Beispiele für solches Verhalten sein.

Ich fühle mich leer - Woher kommt das?

Innere Leere kommt auf verschiedenen Wegen zustande:

  • Verlust eines wichtigen Menschen oder des Jobs

  • Heimweh

  • frühe traumatische Erfahrungen

  • Krankheit und Unfall

Das reicht aber nicht, sagen Experten. Eine solche Situation alleine schafft noch keine innerer Leere. Entscheidend ist vor allem wie Du sie bewertest.

Psychologen unterscheiden grundsätzlich zwei Techniken von Bewertungen, die wir Menschen generell nutzen.

  1. Bei äußeren Bewertungen suchen wir den Grund für das Auftreten eines Ereignisses in unserer Umgebung oder in den Fähigkeiten anderer Personen.

  2. Bei inneren Bewertungen beziehen wir den Grund eines Ereignisses auf uns selbst und unsere eigenen Fähigkeiten.

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Gesunde Menschen haben gelernt, beide Bewertungssysteme zu nutzen. Misserfolge werden nicht ständig der eigenen Person zugeschrieben, sondern auch die realen Umstände werden berücksichtigt.

Anders wenn Du Dich innerlich leer fühlst, lebensmüde bist und Deine Seele nicht mehr kann. In dem Fall schreibst Du Dir selbst Schuld zu, hältst Dich für nicht gut genug. Hast Du ein Erfolgserlebnis, dann relativierst Du es schnell als „Glück“, „nix Besonderes“ oder „Das kann doch jeder“.


Das ist eine Fehlinterpretation Deines eigenen Wertes und Könnens.

Dein Selbstwertgefühl ist Dir abhanden gekommen. Dein Vertrauen in Dich und Deine Fähigkeiten, das doch die Basis für Dein Lebensglück bildet, ist zutiefst erschüttert.

Leider hast Du dieses Bewertungsmuster – wie ich und viele andere auch – in der Kindheit erlernt. Und es steckt so tief in uns drin, dass uns diese negative Art der Selbstbewertung ganz normal vorkommt. Doch irgendwann macht sie Dich so fertig, dass Du krank wirst, wenn Du nichts daran änderst.

Die meisten Betroffenen erzählen von folgenden Erfahrungen & Erlebnissen:

  • Du wurdest als Kind oft bestraft oder kritisiert. Du übernimmst unterbewusst diese Wertung Deiner selbst und verinnerlichst diese Denkmuster.

  • Dir wurde beigebracht, wie Du Dich „richtig zu benehmen“ hast und dass Du nicht Du selbst sein darfst. Das ist für die Psyche wie eine Abspaltung des eigenen Wesens, um weiter Zuneigung zu erhalten.

  • Im Laufe Deines Lebens hast Du Dich daher angepasst. Hauptsache kein Stress oder Streit mit lieben Menschen. Unterdrückung von Gefühlen & Gedanken als Selbstschutz.

  • Deine Eltern haben sich wenig für Dich interessiert. Ist meist bei gut betuchten Familien der Fall. Psychologen sprechen dann von mangelnder oder negativer Spiegelung durch Bezugspersonen.


Aus all diesen häufigen Szenarien entsteht in Dir ein falsches und verzerrtes Selbstbild, das von Selbstablehnung und Selbstzweifeln geprägt ist.

Nein, das ist nicht der Normalfall für den Großteil der Menschheit – das habe ich selbst lange nicht gewusst. Ganz im Gegenteil: eine gesunde Psyche zeigt sich durch Selbstvertrauen & Selbstwert, die auch nach einer depressiven Verstimmung wieder die Oberhand gewinnen und Deine Motivation pushen.

 

Persönliche Beispiele für Fehlspiegelung und Selbstabspaltung

Die Spiegelung beginnt bereits im Säuglingsalter. Setzt sich natürlich über die gesamte Kindheit fort.

Ich stamme aus einer Großfamilie mit 7 Kindern, bildungsfern und in relativer Armut lebend. Meine Mutter war alleinerziehend und hatte alle Hände voll zu tun. Sie war oft und viel gestresst.

Dementsprechend sah ich in ihrem Blick häufig Sorgen und Ängste, teilweise auch Ärger. Diese Dinge projizierte ich als Kind auf mich selbst und entwickelte ein angeknackstes Selbstbewusstsein inkl. Selbstablehnung und dem ganzen Mist.

Selbstabspaltung – eigene Wesenszüge ablehnen, weil ich gelernt habe, sie als problematisch oder negativ einzustufen. Nicht nur meine Eltern, auch die Gesellschaft zeigt mir als Kind, dass Negatives unerwünscht ist.

Vgl. auch: Volkskrankheit Depression – Bedeutung von Gesellschaft & Politik

Zum Beispiel traf es mich hart, dass meine Mutter meine jüngere Schwester wie ihr Lieblingskind behandelte. Sie galt als die Mutige und Kluge in der Familie. Ich war für alle die Hübsche, Schüchterne, Brave. Und es war wichtig, dass ich diese Rolle ausfüllte.

Heute nach der Psychotherapie weiß ich, dass mein Bedürfnis gesehen, verstanden und anerkannt zu werden, nicht erfüllt wurde. Das war auch der Grund für meine Magersucht und Ess-Störung – ein Mittel, um als Person und Tochter etwas Besonderes auszumachen.

Und so fütterte ich weiter die Leere in mir, indem ich sie an mir fressen lies...viele Jahre lang.

Wie Innere Leere überwinden?

Wie Lebensfreude zurückgewinnen?

Könnte Dir an dieser Stelle wieder mit den üblichen Tipps kommen: kleine Pausen im Alltag, Achtsamkeit üben, evtl. Meditieren, neue Erlebnisse sammeln, in der Natur aufhalten, mit lieben Menschen umgeben, Schreiben und Malen etc.

Ehrlich gesagt, halte ich das allerdings nicht für zielführend. Das ist Symptombekämpfung, wird Dir auf Dauer aber nicht helfen.

Mein schwerster und richtigster Schritt war es, eine Psychotherapie zu beginnen. Sonst wäre ich heute nicht mehr hier. Und ich fühle mich nicht mehr so oft, innerlich leer oder ohne Lebensfreude. Besser gesagt, jetzt weiß ich, woher diese gefühlte Gefühllosigkeit kommt und die Freude im Leben nicht zu sehen ist. Es liegt zu einem großen Teil an meiner unterbewussten Wertung.

Eine Psychotherapie ist im Grunde nichts anderes als ein Gang zum Hausarzt – nur, dass es um Deine Seele geht.

Und die ist es jederzeit Wert, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Bitte nimm Sie dir!

Du fühlst Dich innerlich leer, trotz Psychotherapie?

Du bist in Therapie? Und verzweifelst gerade trotzdem an dieser hässlichen Hoffnungslosigkeit und scheußlichen Leere? Ich möchte Dir das Schreiben als unterstützende Selbsttherapie empfehlen.

Schreiben ist meine Krisenkraft

Wenn ich Gedanken und Gefühle, die ich vielleicht nie ausgesprochen oder mühsam verdrängt habe, schriftlich festhalte, verliert die Emotion an Schrecken – und befreit buchstäblich mein Denken.

Beim Schreiben setzt Du Dich mit Deinem Selbst, den Herausforderungen des Lebens und vielen anderen Dingen auseinander.

Hast Du Probleme darüber zu sprechen und schweigst lieber?

Aus Angst vor den Reaktionen der anderen, ihrem Unverständnis oder ihrer Ablehnung?

Dann könnte das Schreiben ein Ersatz fürs Aussprechen sein.

Indem Du schreibst, führst Du einen inneren Dialog. Dein Gegenüber bist Du selbst – ein Selbst, das immer zuhört, ohne Dich zu verurteilen oder zu bewerten. Ein Ich, das Dich selbstverständlich versteht und Dir hilft, Sinn in Deinen Erlebnissen zu finden.

Deinen ganz individuellen Sinn.

Gib ihm Raum!

 

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Tamara Niebler (Inkognito-Philosophin)

Hi, ich bin Tamara, freie Journalistin & studierte Philosophin (Mag. phil.). Hier blogge ich über persönliche Erfahrungen mit Depressionen & Angst – und untersuche psychische Phänomene aus einer dezidiert philosophischen Perspektive. Zudem informiere ich fachkritisch über soziale Ungerechtigkeiten und gesellschaftliche Missstände, die uns alle betreffen.

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