Wie fühlen sich Depressionen im Kopf an? – Die surreale Leere

Wie sich Depressionen anfühlen, ist schwer zu beschreiben. Depressionen sind ein surreales Gefängnis für Deinen Kopf & Geist. Sie machen Dich klein und hilflos. Sie beeinflussen Denken & Körper auf eine Weise, wie Du es Dir kaum vorstellen kannst.

Wie fühlen sich Depressionen an?

Wie fühlen sich Depressive?

Depressionen haben viele Gesichter und so viele verschiedene Ausprägungen, dass man von einem Syndrom sprechen muss.

 

Wie fühlt sich eine Depression an?

Depressionen schlagen sich auf das Denken & den Körper nieder. Sie verzerren die Wahrnehmung von Gefühlen, Körperempfindungen und Gedanken.

Logik spielt bei einer Depression keine Rolle. Da sind nur diese überwältigenden negativen Gedanken und Gefühle, die Dich niederdrücken, Deinen Körper in die Knie zwingen und Dir buchstäblich die Luft abschnüren.

Vgl. Depressionen: Bilder im Kopf (Intrusionen)


Inhaltsverzeichnis: Wie fühlen sich Depressionen an?


Depression Selbsttest online: bin ich depressiv?

Eine erste Einschätzung gibt Dir dieser Fragebogen zu Depressionen » zum Selbsttest für Depressionen (anonym)

 

Depressive Menschen empfinden:

  • absolute Resignation & Niedergeschlagenheit

  • tiefste Hoffnungslosigkeit

  • unerklärbare Freudlosigkeit

  • ohnmächtige Hilflosigkeit

  • eine Traurigkeit, die Dir den Atem raubt

Diese Anzeichen für Depressionen kennen mittlerweile einige.

Aber was bedeutet das? Vgl. Depressionen erklären mit Philosophie Traurig ist jeder Mensch mal. Auch niedergeschlagen, ängstlich, überfordert. Das hat aber wenig mit der Krankheit Depression zu tun.

Für andere klingen Beschreibungsversuche pathetisch, theatralisch, eben total dramatisch. Für gesunde Menschen sind die Gefühle, die ich als Depressive empfinde, und die Gedanken, die mir im Kopf herumschwirren, nicht nachvollziehbar.

 

Depressionen isolieren Dich

Nicht jeder hat die gleichen Symptome wie ich. Aber nicht umsonst sprechen viele depressive Menschen davon, dass die Welt grau wirkt oder als wäre die Außenwelt mit einem Schleier belegt.

Das Bild trifft es: Du fühlst Dich mit einer Depression abgeschottet von der Außenwelt, von Deinen Mitmenschen, von Deinem früheren Ich und Leben. Du bist nicht Du. Du bist gefangen.

Es gibt aber weit aus mehr Gesichter der Depression...

 

Hilfe bei Depressionen annehmen

Mir geht es in diesem Beitrag darum, zu erklären, wie sich eine Depression im Selbsterleben der Betroffenen anfühlt.

Bist Du betroffen, dann möchte ich Dir sagen: Du bist nicht allein. Es gibt einen Weg für Dich. Bitte nimm Dir Hilfe, Du hast sie verdient und brauchst sie jetzt.


 

Wie fühlen sich Depressionen im Kopf an?

Dein Denken ist schwerfällig und fühlbar verlangsamt. Du kannst Dich kaum konzentrieren und grübelst ständig über Probleme, für die Du keine Lösung findest.

In Deinen Gedanken erhebt sich eine schale Welt, dunkel und ausweglos. Über allem schwebt ein Zustand der Kraftlosigkeit: Du fühlst Dich andauernd erschöpft & unendliche müde.

Depressionen können sich in Deinen Gedanken unterschiedlich manifestieren, also zeigen und auswirken.

Es gibt Momente, da paralysieren sie Dich, versteinern Dich mental und körperlich. Du bist dann unglaublich gehemmt in deinen Reaktionen, als müsstest Du mit Geist und Körper gegen einen Widerstand ankämpfen.

Ein anderes Mal herrscht ein solches Wirrwarr in Deinem Kopf, dass Du die Gedankenmaschine nicht mehr stoppen kannst. Obwohl Dein Geist ständig arbeitet und jede Situation von 1000 möglichen negativen Perspektiven beleuchtet, ist alles träge. Dein Denken ist spürbar langsamer, Deine Stimmung reizbar, pessimistisch und angespannt.

 

a) Gefühllosigkeit -Teilnahmslosigkeit - Derealisation

Alles ist egal, sinnlos und so anstrengend. Auf andere wirken Depressive darum teilnahmslos oder gefühllos. Das aller aller Schlimmste ist Deine Schwäche, diese Kraftlosigkeit Deiner Seele und Psyche. Du bist komplett ausgebrannt, fühlst Dich zu nichts Alltäglichem mehr imstande, bist ausgeliefert und innerlich leer.

Irgendwie unwirklich – als würdest Du nicht mehr zu dieser Welt gehören. Die Laute, Farben, Geschmäcker nimmst Du wahr, aber sie scheinen wie durch eine unsichtbare Wand von Dir getrennt.

Vgl. Depersonalisation & Derealisation

Es fällt Dir schwer, Dich zu konzentrieren oder überhaupt irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Dein Kopf ist schwer und erschöpft. Und da ist diese unheimliche diffuse Angst vor Allem und Nichts.

 

b) Traurigkeit - Weltschmerz - Angst

Ein anderes Mal kann Dich die Depression so sehr mit Traurigkeit und Minderwertigkeit erfüllen, dass Du nicht mehr aufhörst zu weinen. Von morgens bis abends ist da diese Schwere, von der Deine Psyche so tief erschöpft und gequält wird. In diesen Momenten verzweifelst Du regelrecht: Du bist voller Angst und Schwermut, verrückt zu werden und nie wieder aus diesem Gefühl herauszufinden…

 

c) Aggressionen - Selbsthass - Minderwertigkeit

Es gibt die trübseligen Gedanken, wie oben beschrieben. Aber auch die aggressiven, zerstörerischen und erschreckenden Gedankenspiralen. Es ist total verrückt, sie kommen wie aus dem Nichts und schreien Dich an. Sie brüllen wirklich so laut in Deinem Kopf, dass sie alles andere verscheuchen. (Vgl. intrusive Gedanken)

Vgl. auch Depression: Aggressionen in 50 % aller Fälle

Und ich spreche hier nicht von Stimmen hören oder Psychosen. Sondern von negativen Gedanken, destruktiven Gedanken, die Dich fertig machen.

Die schlechten Gedanken führen Dir alles vor, was Du jemals falsch gemacht hast.

 

Wie fühlen sich Depressionen im Körper an?

In meinem Fall hat sich die Depression versteckt, sehr gut versteckt hinter körperlichen Beschwerden. Psychische Anzeichen gab es bei genauem Hinsehen auch. Du fühlst durch die Depression eine erdrückende Scham und suchst die Schuld bei Dir selbst. Glaubst vielleicht sogar, Dir alles einzubilden.

Heute weiß ich, dass auch die körperlicher Probleme zur Depression gehören und ich nicht verrückt werde.

Es gibt eine Reihe von Körperanzeichen, die viele Depressive erleben. Psychologen sprechen je nach Anzeichen von einer körperlichen, maskierten Depression.

 

1) Schwindel & andauernde Schwäche

Einige kennen das von einer starken Erkältung oder Grippe. Du wachst auf und fühlst Dich soooo müde und angeschlagen. Appetit hast Du keinen, alles tut Dir weh. Du möchtest einfach nur ins Bett und wieder schlafen.

Und so geht der ganze Tag für einen depressiven Menschen. Ach was, Tage, Wochen, Monate.

Du bist so kraftlos, dass Du nichts Sinnvolles mehr zustande bekommst. Weder Wäsche waschen noch die Geschirrspülmaschine ausräumen. Von Duschen brauchen wir gar nicht reden.

Teilweise passiert es mitten am Tag, während Du draußen unterwegs bist und bisher alles gut war. Ganz plötzlich fühlst Du Dich schwach, krank und schwindlig.

Jeder Mensch, jedes Wort, jeder Laut und jeder Blick ist Dir zu viel. Kompletter Overkill.

Du willst nur noch nach Hause und Deine Ruhe. Dich ausruhen, so lange es geht. Dich verstecken und von niemandem gefunden werden. Aber das hilft nicht.

 

2) Anspannung & Unruhe – die Angst ist überall

Angst ist ein häufiges Gefühl bei Depressionen. Wenn Du in einer Phase steckst, können Dich Angst- und Panikattacken heimsuchen. Woher kommt die Angst? Das weißt Du nicht. Und das bringt Dich zur Verzweiflung.

Oder wenn Du grübelst. Deine Gedanken kreisen um Dich, Deine Fehler, Dein Versagen, Deine Schuld als Depressiver.

Alles ist unruhig und chaotisch. An Schlafen ist längst nicht mehr zu denken. Oder an irgendetwas anderes. Agitiertheit bei Depressionen ist gar nicht so selten.

 

3) Panikattacken – der blanke Horror

Panikattacken sind eines der schlimmsten Dinge, die ich jemals erlebt habe. Stell Dir vor: Dein Herz beginnt plötzlich zu rasen, so heftig, als wollte es Dir aus der Brust springen. Oder platzen und Du hast Angst, jetzt jeden Moment einen Herzinfarkt zu erleiden und zu sterben. Dir wird total schwindelig und schlecht. Deine Beine zittern und Du kannst Dich kaum noch aufrechthalten. Im Kopf läuft nur noch ein Gedanke auf Dauerschleife: jetzt werde ich sterben!

Letztendlich passiert nichts. Irgendwann ist es vorbei, Dein Körper wird wieder ruhiger...total erschöpft und durchgeschwitzt. Doch die Angst vor der Angst bleibt.

 

4) Körperliche Schmerzen & bleierne Schwere

Als depressiver Mensch bist Du bleischwer. Nicht nur eine bleischwere Stimmung ist damit gemeint. Auch Dein Körper ist schwer und kalt wie massives Blei. Jede alltägliche Aufgabe fällt so schwer als würdest Du eine Rüstung tragen. Nur schützt sie Dich nicht, sie hält Dich gefangen.

Genauso fühlen sich Depressionen körperlich an. Die Beine und Arme, der gesamte Körper lässt sich nur noch mit äußerster Willenskraft bewegen.

Du leidest außerdem unter körperlichen Problemen. Entweder tun Dir alle Glieder weh, wie bei einer Grippe, oder Deine Muskeln sind durch die innere Anspannung so verspannt, dass Du mit Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen etc. geschlagen bist.

 

Depressionsbeschwerden verstärken sich gegenseitig

Noch so ein wirklich mieser Charakterzug dieser Krankheit: die psychischen und körperlichen Symptome stehen in enger Wechselbeziehung zueinander. Das heißt, sie verstärken sich gegenseitig. Außerdem gibt es die berühmt berüchtigte Depressionsspirale, die Dich immer weiter hinabzieht.

Ein Beispiel für diesen Teufelskreis:

  1. Depressionen rufen oft negative Gedankenkreisen (Grübeln) hervor.

  2. Es ist erwiesen, dass negative Gedankenkreise den Schlaf stören.

  3. Dauerhafte Schlafstörungen führen zu schlechter Konzentration, Leistungsabfall und weiteren negativen Gedanken.

  4. Im nächsten Schritt leidet das Selbstvertrauen, das durch die Gedanken, die um Negatives kreisen, zermürbt wird.

  5. In schweren Fällen oder nach jahrelangem Leiden, können auch Todesgedanken im Kopf entstehen.

 

Woran merkt man, dass man depressiv ist?

Die Gretchenfrage.

Die allgemeinen Symptome einer Depression kann jeder googeln. Noch wichtiger ist es aber, dass Du hinhörst. In Dich selbst, falls Du betroffen bist, oder bei jemand anderem, falls Du vermutest, dass ein Freund, Partner oder Angehöriger betroffen ist.


Haupt-Symptome:

Zusatz-Symptome:

Körperliche Symptome:

  • Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust

  • Magen-Darm-Beschwerden

  • Druck im Kopf, Kopfschmerzen

  • Atem-schwierigkeiten

  • Herzprobleme

  • Kreislauf-probleme (Zittern, Schweißausbrüche, Schwindel)

  • Schlaf-störungen


 

Erklärvideo der WHO zu den Symptomen der Depression

Andauernde gedrückte Stimmung, Antriebsarmut, Rückzug aus dem sozialen Leben: Das können Anzeichen für eine Depression sein. Auf welche Warnzeichen Sie achte...

 

Wie fühlen sich Depressionen an?

Eine Kurzfassung

Ein Leben mit Depressionen ist voller Leere, Angst und diffuser Schuldgefühle. Ein Leben mit Depressionen ist aber auch von Gefühlen der Traurigkeit, Verzweiflung, Minderwertigkeit und extremen Leiden geprägt.

Zum Beispiel kann ich vor lauter Anspannung und Selbstvorwürfen bei jeder Kleinigkeit in Tränen ausbrechen. Andere Menschen mit Depressionen können gar nicht mehr weinen.

Mein Denken ist durch die Depression sehr negativ – vor allem was mich selbst und meine Fähigkeiten betrifft. Soziale Kontakte meide ich in akuten Phasen. Ich schäme mich zu sehr und habe auch keine Kraft zu reden. Überhaupt ist nur noch Energie für das Nötigste da. Zum Atmen und irgendwie am Leben zu bleiben.

 

Die Depression lässt mich gänzlich fühlen, was ich denke und vielleicht auch äußere:

  • Ich bin wertlos und nutzlos.

  • Ich kann nichts und bin nichts.

  • Ich kann nicht mehr.

  • Ich bin nur eine Last, ohne mich haben es alle besser.

  • Alles ist sinnlos…

  • Ich bin am Ende.

  • Ich bin so unendlich müde, am liebsten möchte ich ewig schlafen.

  • Mir graust vor dem Morgen.

  • Ich habe Angst vor der Nacht.

Vgl. auch Typische Gedanken bei Depressionen – Gedankenkreisen mit Untertiteln

Vgl. Leben mit depressiven Menschen – Depression als Familienkrankheit

 

Depressionen erschüttern das ganze Leben eines Menschen - es gibt kaum eine Krankheit, die sich derart stark auf die Lebensqualität auswirkt.

Ganz einfach, weil die Depression auch den Menschen als Ganzes betrifft: Gefühle, Gedanken, Verhalten, Körper - das gesamte Sein.


Quellen:
1) AOK Gesundheitsmagazin
2) IFight Depression
3) Stiftung Deutsche Depressionshilfe
4) Psychiatrienetz
5) Aktionsbündnis Seelische Gesundheit
6) Deutsche Presse Agentur
7) Dr. Rolf Merkle, Diplom-Psychologe und Psychotherapeut

Tamara Niebler (Inkognito-Philosophin)

Hi, ich bin Tamara, freie Journalistin & studierte Philosophin (Mag. phil.). Hier blogge ich über persönliche Erfahrungen mit Depressionen & Angst – und untersuche psychische Phänomene aus einer dezidiert philosophischen Perspektive. Zudem informiere ich fachkritisch über soziale Ungerechtigkeiten und gesellschaftliche Missstände, die uns alle betreffen.

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