Selbstreflexion – Beispiel & 4 Regeln fürs Selbst-Reflektieren

Die Selbstreflexion ist eine notwendige Voraussetzung für Glück & Zufriedenheit. Gleichzeitig handelt es sich um eine besondere Art der Selbstwahrnehmung & Selbsterfahrung. Aber wie geht überhaupt Selbstreflexion? Und warum ist das Selbst-Reflektieren so wichtig?

Selbstreflexion – sich selbst reflektieren

Selbstreflexion hat 4 Regeln

Und lässt sich mit verschiedenen Methoden leicht praktizieren.

Inhaltsverzeichnis: Selbstreflexion

  • Selbstreflexion definieren

  • Das Selbst – Was wird da reflektiert?

  • Selbstreflexion bei Sokrates

  • Selbst reflektieren & die Wirkung

  • Selbstreflexion als Prozess

  • 4 Regeln des Selbst-Reflektierens

  • Methoden der Selbstreflexion

    • Morgenseiten

    • Meditieren & Achtsamkeit

    • Modernes Journaling

    • Biografiearbeit

  • Selbstreflexion Beispiel-Fragen

  • Fazit: Selbstreflexion

 

Selbstreflexion: Was ist das?

Selbstreflexion ist einfach gesagt, eine bewusste Selbstdistanzierung, Beobachtung & Wahrnehmung Deiner Selbst, inklusive konstruktiver Bewertung.

Denken, Fühlen und Handeln – das Ganze Deiner Person steht im Fokus. Etymologisch kommt Reflexion aus dem Lateinischen von „reflexio, reflectere“ und bedeutet „zurückbeugen, zurückdrehen, zurückwenden“.

Bildlich gesprochen drehst Du Dich beim Selbstreflektieren zurück, so dass Du Dich selbst aus einer übergeordneten Ebene betrachten kannst, wie ein Objekt. Gegenstand Deiner Betrachtung ist in diesem Fall Dein Handeln, Reden und Interagieren.

Selbstbesinnung & Selbstbeobachtung

Ob innere Einkehr, Selbstschau, Selbstbesinnung – wie Du es auch nennst, Selbstreflexion ist eine psychische Angelegenheit, die allerdings aus mehreren Perspektiven (interdisziplinär) betrachtet werden muss, um ihrem komplexen Prozessen gerecht zu werden.

 

Selbstreflexion: Bedeutung

Ich will Dich mit den ganzen verwirrenden Einzelpositionen verschonen. Darum hier nur 3 Ansätze als Beispiel für eine brauchbare Definition des Selbst-Reflektierens:

 

1) Sich selbst reflektieren in der Psychologie

In der Psychologie ist Selbstreflexion die Fähigkeit, mit Hilfe der Vorstellungskraft verschiedene Erkenntnisse über Dich selbst zu gewinnen.

 
Selbstreflexion

2) Selbstreflexion in der Biologie

In der Biologie & Neurobiologie zeigt sich selbstreflektiertes Denken als Aktivitätsmuster im Gehirn.

Demnach ist Selbstreflexion die neurobiologische Fähigkeit, mehrere verschiedene Muster im Nervensystem aufzubauen und sie miteinander abzugleichen.

 

3) Selbst-Reflektieren in der Philosophie

Philosophisch (bzw. gnoseologisch = erkenntnistheoretisch) betrachtet, ist die Selbstreflexion die menschliche Fähigkeit, verschiedene Ideen auf der Grundlage des Verstandes zu entwickeln.

In diesem Zusammenhang liegt die Hauptaufgabe von Selbstreflexion darin, diese Ideen auf Ebene der Vorstellungen miteinander zu vergleichen, um zu entscheiden, was situationsabhängig am besten zutreffend ist.

 

Das Selbst – Was wird da reflektiert?

Sich selbst reflektieren – das Selbst

Selbstkonzepte, Selbsterkenntnis, Selbstwirksamkeit & Selbsterfahrung – überall ist das Selbst obligatorisch dabei, aber jeder versteht irgendwie etwas anderes darunter.

Psychologisch wird das Selbst als Sammelbegriff gebraucht, der alle kognitiven Faktoren der Person umfasst. Dazu gehören Gedanken, Wahrnehmung, Erwartungen, um nur ein paar davon zu nennen.

 

Selbstreflexivität besitzt nur der Mensch

Auf Wikipedia heißt es: „Man könnte sagen, es bezeichnet alle Informationen, die ein Mensch in Zusammenhang mit seiner eigenen Person bereits besitzt, verarbeitet, sammelt und verwendet.“ Diese vereinfachte Definition genügt völlig und ist fachübergreifend im Gebrauch.

Im Übrigen sind auch Tiere in der Lage, einfache reflexive Handlungen zu tätigen, zum Beispiel sich selbst im Spiegel zu erkennen.

Der große Unterschied zwischen Tier und Mensch besteht darin, dass der Mensch die Fähigkeit besitzt, ein Bewusstsein über sich selbst zu haben, über sich selbst nachzudenken und darüber sprechen zu können. Der Mensch als potentiell selbstreflexives Subjekt (15).

Potentiell ist hier eine wichtige Einschränkung: denn Selbstreflexion betreibt nicht automatisch jeder. Aber jeder Mensch besitzt diese Fähigkeit, also ist in der Lage dazu.

 

Selbstreflexion bei Sokrates

Erkenne Dich selbst“

Auf der Insel Delphi lag in antiker Zeit das Heiligtum des Apollo, der Tempel zu Delphi. Auf ihm stand in großen Lettern ein wichtiges Lebensmotto der alten Griechen: Erkenne Dich selbst. Der Lebensspruch wurde natürlich auf verschiedene Weise ausgelegt.

Für pointiert halte ich die Interpretation von Sokrates. Bei Sokrates dreht sich das Dasein um Selbsterkenntnis oder anders gesagt: die Selbsterkenntnis ist Bedingung für das glückliche Leben. Selbsterkenntnis und Selbstformung bilden sogar den Schwerpunkt seines praktischen Philosophierens:

 
Selbstreflexion als Seelenfürsorge

Selbstreflexion als Seelenfürsorge

Denn wer sich selbst kennt, der weiß, was für ihn nützlich ist, und vermag zu unterscheiden, was er kann und was nicht. Wer das betreibt, was er versteht, der erwirbt sich, was er benötigt, und es geht ihm gut; andererseits hält er sich von dem fern, was er nicht versteht, und so begeht er keine Fehler und bleibt vor Unheil bewahrt.“ (9)

 

Dabei interessierte Sokrates hauptsächlich, wie wir Begriffe wie gut, böse, gerecht usw. auf uns selbst anwenden. Mit seiner Suche nach dem Wesen der Tugenden betreibt er „Sorge um die Seele“ (epimélei).

Das ist so wichtig, weil aus der Seelenverfassung das gesamte Gut-Sein des Menschen entspringt. Seelenfürsorge, für die Selbstreflexion & Selbstkritik eine wesentliche Rolle spielen, ist besorgend und umsorgend.

 

Selbstreflexion: Wirkung & Effekt

Selbsterkenntnis & Selbstfindung

Weil sich bei der Selbstreflexion so viele Aspekte überschneiden und es eigentlich keine einheitliche Definition gibt, ist das alles etwas verwirrend. Einfach gedacht, sprechen wir hier von einer Art Selbstwahrnehmung & Selbstbeobachtung.

Dabei wird die eigene Person auf einer Meta-Ebene betrachtet und hinterfragt. Das Ergebnis ist Selbsterkenntnis und daran angebunden die Selbstfindung.

Was Dir das bringt? So einiges…

 

Die Vorteile der Selbstreflexion

  • Du lernst aus Fehlern

  • Du arbeitest auf Deine Ziele hin

  • Du bleibst authentisch

  • Du fällst leichter Entscheidungen

  • Du begegnest Dir mit Selbstmitgefühl

  • Du kannst besser mit Konflikten umgehen

  • Du stärkst Dein Selbstbewusstsein

  • Du gewinnst Selbsterkenntnis

  • Deine Selbstwahrnehmung verbessert sich

 

Selbstreflexion ist auch praktisch

Selbstreflexion ist praktisch

Es existieren wissenschaftliche Studien zum Thema Selbstreflexion, die beweisen, wie positiv sich tiefsinniges Reflektieren auf das Individuum auswirkt.

Exemplarisch dazu eine Studie der TU München mit Führungskräften (16): Diejenigen Personen, die ihr eigenes Verhalten gegenüber Mitarbeitern reflektierten, entwickelten stärkere und mehr Führungskompetenz.

Dazu gibt’s auch internationale Studien, welche diese Ergebnisse belegen. Zum Beispiel konnte 2014 nachgewiesen werden, dass nur 15 Minuten Selbstreflexion genügen, um die eigene Leistung um 25 % zu steigern (15).

Selbstreflexion ist auch eine Bedingung für Sinnhaftigkeit (vgl. Kohärenzgefühl) in der Arbeit und im Leben (18).

 

Selbst Reflektieren zielt nicht auf Leistungssteigerung ab

Gerade aber, weil sich Selbstreflexion nicht auf Selbstoptimierung und Selbstverbesserung bezieht, sondern auf die Sinnhaftigkeit Deiner Handlungen & Worte, Deines Verhaltens und Denkens, trägt sie so viel zur psychischen Gesundheit bei.

Sich selbst reflektieren ist kein Punkt auf einer To-Do-Liste, den Du abhaken kannst. Es braucht ein geistiges Eintauchen in Muße (vgl. Muße Definition & Wirkung), verbunden mit einer inneren Haltung, ohne Druck, Ehrgeiz & Ärger.

 

Selbstreflexion ist ein fortwährender Prozess

Selbstreflexion ist eine intensive Rückschau, ein gedanklicher Schritt mit Perspektivenwechsel, mit dem du Stärken, Schwächen und Chancen erkennst und den Mut hast, diese zu verändern.

Selbstreflexion als Prozess

Im Grunde geht es darum, Dich selbst besser zu verstehen und Dich persönlich weiterzuentwickeln.

Deshalb ist Selbsterkenntnis der 1. Schritt zur Besserung.

Der 2. Schritt einer gelungenen Selbstreflexion braucht Entwicklung, Veränderung nach vorn.

Selbstreflexion ist ein Lernvorgang und gleichzeitig ein Erfahrungsprozess. Denn das Selbst, die Persönlichkeit verändert sich im Laufe des Lebens stetig. Das hat die Psychologie schon mehrfach bewiesen.

 

Deshalb ist das Sich-Selbst-Reflektieren ein Vorgang, der kein direktes Ende hat. Der Grund ist ganz einfach, dass Du, ich und jeder andere Mensch durch seine Erfahrungen und Haltung geprägt wird.

Das bedeutet, dass sich auch unser Wertesystem während des Lebens verändert und unsere Sicht auf die Welt, Mitmenschen und unser Selbst. Und das ist auch gut so.

 

4 Regeln der Selbstreflexion

Was ist wichtig für eine gelungene Selbstreflexion? Erst einmal, dass Du Dir ausreichend Zeit dafür nimmst. Nicht nur im Alltag, sondern langfristig. Mit ein paar Wochen üben ist es nämlich nicht getan, Du musst Dir Selbstreflexion angewöhnen. Das funktioniert, indem Du 4 einfache Regeln beachtest:


1) Selbstreflexion braucht Raum & Ruhe

Schreiben, Meditieren oder Mündlich – es gibt verschiedene Methoden der Selbstreflexion. Allen gemeinsam ist, dass Du einen geschützten Raum, Ruhe und genügend Zeit (= Muße) dafür brauchst. Nur so kannst Du Deine Gedanken und Gefühle überhaupt freigeben.


2) Reflektieren braucht Routine & Rituale

Eigentlich spielt es keine große Rolle, ob Du täglich, alle 3 Tage oder 1 x pro Woche reflektierst. Wie so häufig, kommt es auf die Regelmäßigkeit an.

Hilfreich ist es, wenn Du Dich immer zur gleichen Zeit am gleichen Ort darin übst. Noch besser ist es, wenn Du die Routine an Rituale knüpfst, das stimmt Dich mental, emotional und auch körperlich auf die Selbstreflexion ein.

Egal ob Entspannungsmusik, Räucherstäbchen anzünden oder Strecken und Recken – nimm Dir die Zeit, um Dich in die richtige Laune zu bringen. Einige Forscher meinen, dass es ca. 21 Tage braucht, bis sich eine Gewohnheit fest angelegt hat.


3) Selbstreflexion & Mut zur Ehrlichkeit

Eigentlich die Voraussetzung schlechthin fürs Selbstreflektieren. Du musst dich selbstverständlich unangenehmen und schmerzhaften Tatsachen stellen, mit eigenen Fehlern klar kommen, Dich mit widrigen Umständen arrangieren und so weiter.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, das kann unglaublich schmerzhaft sein. Ich denke aber wie Platon, dass dieser Schmerz im Moment der Erkenntnis wichtig ist, um sich von der Identifikation mit diesem lösen zu können und sich weiterzuentwickeln.


4) Selbstreflexion ist selbst-freundlich

Die 4. Regel der Selbstreflexion halte ich auch für essentiell. Denn nimmst Du Dich selbst als negativ wahr, dann ist eine reflektierte Haltung zu Dir selbst nicht möglich. Wäre ja auch unmenschlich. Und die Ergebnisse wären destruktiv anstatt konstruktiv.

Denk bitte daran: Du bist gut so, wie Du bist. Mach Dich in Gedanken nicht schlechter, das ist kein Start zur Selbstreflexion, sondern eine Form des freudschen Todestriebs (Destruktivitätstrieb).

Am einfachsten ist es, wenn Du Dich von der Warte einer alten Freundin, gutmütigen Lehrerin oder anders wohlwollend betrachtest, um eine andere Perspektive anzunehmen.


 

Methoden der Selbstreflexion

Welche Methoden der Selbstreflexion gibt es? Eine ganze Reihe, insbesondere in Schreibform (mein persönlicher Favorit). Hier ein paar Beispiel-Methoden, die für Dich in Frage kommen könnten:

 
Selbstreflexion Übung

Morgenseiten (automatisches Schreiben)

Morgens Tagebuch schreiben ist sehr beliebt. Anders als beim „normalen“ Tagebuch, schreibst Du hier aber eine fest bestimmte Anzahl an Seiten voll.

Anfangs zum Beispiel 1 Din-A4-Seite, viele nutzen 3 Seiten. Dabei schreibst Du alles auf, was Dir in den Sinn kommt.

Achte nicht auf Rechtschreibung oder Komma, lass einfach fließen. Du kannst auch nur schreiben „das ist ein Quatsch, mir fällt nichts ein, was soll ich schreiben etc.“ In der Regel hört das schnell auf und es geht weiter.

 

Meditieren als Achtsamkeitsübung

Klar, eine Top-Methode zur Selbstreflexion. Und das coole daran ist: Sie entspannt und beruhigt Dich, was die Voraussetzung für Selbsterkenntnisse ist.

Du kannst Meditation aber ebenso gut als Selbstreflexions-Übung nutzen: Dafür nimmst Du Dir eine Frage oder ein Thema gedanklich mit und kannst sie in der Meditation dann mit Abstand betrachten.

 
Selbstreflexion Beispiel

Modernes Journaling

Anders als beim Tagebuch konzentrierst Du Dich beim Journaling auf Dein Inneres, auf Deine Gedanken & Gefühle – nicht auf die äußere Situation.

Aber bitte nicht mit Bullet-Journaling verwechseln, bei dem die Tagesstruktur im Fokus steht.

Es geht hier also nicht darum, Deine Erlebnisse des Tages aufzuschreiben. Es geht um Dich. Du fragst Dich hier wieder auf einer Meta-Ebene: Was macht das Erlebte mit Dir? Was empfindest Du dabei? Wofür bist Du dankbar?

 

Selbstgespräche führen

Klingt komisch, ist aber tatsächlich eine Methode, die vor allem in der antiken Philosophie zur Anwendung kam. Wissenschaftlich ist sogar nachgewiesen, das freundliche Selbstgespräche sich positiv auf das Selbstwertgefühl & die Emotionsregulation auswirken.

vgl. auch: Kein Selbstwertgefühl – Symptome & Selbstwert-Aufbau (Übungen)

Der Clou daran: Unklare und vage Gefühle & Gedanken werden in konkrete Worte gefasst, reflektiert und beurteilt.

Das geht schriftlich sehr gut, aber auch rein gedanklich.

 

Biografiearbeit (biografische Selbstreflexion)

Die Biografiearbeit ist eine sehr kreative & systemische Methode, um über Dich und Deine Lebensgeschichte zu reflektieren. Laut der narrativen Psychologie ist der Mensch ein Erzähler von Geschichten, in denen er seine Identität entwirft (Konstruktivismus).

Die Identität des Einzelnen lässt sich auf diese Weise als erzählende Antwort auf die große Frage „Wer bin ich?“ verstehen.

Mehr dazu erfährst Du hier: biografische Selbstreflexion vgl auch: Wer bin ich? – Das Selbst in der Philosophie oder das Gute im Menschen & die Macht der Narrative

 

Selbstreflexion Fragen

In den meisten Fällen wird Selbstreflexion angewandt, um eine bestimmte Situation rückblickend (retrospektiv) noch einmal zu überdenken. Typische Fragen für verschiedene Situationen & Stadien der Selbstreflexion sind:

 

Bewusstsein aktuelle Lage

  • Was genau ist passiert?

  • In welcher Situation befindest Du Dich?

  • Warum hast Du wegen der Situation den Wunsch, etwas verändern zu wollen?

Handlungen prüfen

  • Hast Du Deine Ziele erreicht?

  • Womit bist Du zufrieden?

  • Was kannst Du noch weiter verbessern?

  • Woran machst Du die Verbesserung fest?

 

Ziele setzen

  • Was sind Deine Werte?

  • Wonach strebst Du?

  • Welche Merkmale möchtest Du weiter in Dir ausbilden?

  • Wovon willst Du mehr, wovon weniger und warum?

  • Welche Wünsche hast Du für Dein Leben und was fehlt Dir?

  • Wenn Du in ein paar Jahren nochmal auf Dein Leben schaust, woran möchtest Du persönliches Glück festmachen und woran nicht?

Bewusste Wahrnehmung

  • Was empfindest Du?

  • Was hat diese Emotion in Dir hervorgerufen?

  • Was macht Dich aus?

  • Was macht Dich glücklich?

  • Kümmerst Du Dich um Deine Ressourcen?

  • Was kannst Du gut?

  • Welche Charaktereigenschaften machen Dich aus?

 

Ressourcen aufdecken

  • Stell Dir vor, Dein Problem hätte sich über Nacht aufgelöst. Was wäre dann anders?

  • Wie hast Du diese oder jene Krise solange durchgestanden?

  • Was möchtest Du nicht an Deinem Leben ändern?

Probleme lösen mit paradoxen Fragen

  • Was könntest Du tun, um in der Situation komplett zu scheitern?

  • Wie kannst Du Deine Lage weiter verschlimmern?

  • Wie könntest Du Dein Umfeld gegen Dich aufbringen?

 

Lebensprobleme & Unzufriedenheit

  • In welcher Hinsicht kritisierst Du Dich selbst? (Karriere, Beziehung, Mutterrolle, Tochter, Attraktivität)

  • Wie gehst Du mit Problemen um? Ignorierst Du Dein Leiden, um eine Lösung zu finden? Oder hältst Du inne und schenkst Dir selbst Empathie?

  • Tendierst Du dazu, schwierige Dinge zu dramatisieren? Oder bist Du eher gelassen?

  • Wenn etwas schief geht, fühlst Du Dich dann isoliert und glaubt, allen anderen ginge es besser als Dir? Oder ärgerst Du Dich eine Weile und kannst das Gefühl dann wieder loslassen?

Selbstskalierungs-übung:

  • Liste 5 Eigenschaften auf, die Du überdurchschnittlich gut kannst

  • Liste 5 Eigenschaften auf, in denen Du durchschnittlich bist

  • Liste 5 Eigenschaften auf, in denen Du unterdurchschnittlich abschneidest.

  • Denke über die Eigenschaften nach und wie sie auf Dich wirken. Erinnere Dich auch daran, dass Deine Listen ein Abbild des menschlichen Facetten-Reichtums sind.

 

Das Selbstbild lockern

  • Denke an eine einzige Eigenschaft, für die Du Dich verurteilst und die ein Bestandteil Deines Selbstbildes ist. Bist Du schüchtern, faul, impulsiv, unkonzentriert, unsportlich etc.?

  • Wie häufig kommt die Eigenschaft ans Tageslicht? (meistens, manchmal, selten)

  • Wer bist Du, wenn Du diese Eigenschaft nicht zeigen würdest? Wärst Du dann noch Du selbst?

  • Gibt es bestimmte Trigger, die diese Eigenschaft hervorrufen? Und gibt es auch Situationen, in der sie nicht erscheint?

  • Wenn die Eigenschaft nicht immer da ist, definiert sie Dich dann?

  • Was hat dazu geführt, dass Du diese Eigenschaft hast? (Kindheit, Genetik, Stress, körperliche Krankheiten, Traumata, schlechte Erfahrungen)

  • Kommt ein äußerer Grund für die Eigenschaft in Frage, inwiefern kann die Eigenschaft dann Dein Selbst bilden?

  • Oft haben wir uns Eigenschaften nicht selbst ausgesucht. Wenn Du sie nicht freiwillig zeigst, warum solltest Du Dich dann verurteilen?

  • Formuliere den Anfangssatz um. Statt “Ich bin ein schüchterner Mensch”, heißt es nun: “Manchmal, unter bestimmten Umständen werde ich schüchtern.”

  • Wie wirkt diese neue Formulierung auf Dich? (befreiend, unstimmig, beruhigend etc.)


 

Selbstreflexion mit der Handformel

Wirtschaftsexperte Seiwert hat eine Handformel entwickelt, die dabei helfen soll, sich einen reflektierten Überblick zu Zielen & Bedürfnissen zu ermöglichen.

Alle 5 Finger der Hand stehen jeweils für eine Reflexionsfrage:

Daumen für Lernprozesse

  • Was hast Du seit XY dazugelernt? 

Zeigefinger für Erfolge

  • Wo bist Du Deinen Zielen im Zeitraum XY näher gekommen? 

Mittelfinger für Mentalität

  • Wie hast Du Dich bei XY gefühlt? 

Ringfinger für Ratgeber

  • Wie hast Du trotz XY/mit XY anderen geholfen? 

Kleiner Finger für Körper

Was hast Du für Dich, Deinen Geist & Deinen Körper getan? (Stichwort: Selbstfürsorge)


 

Fazit: Selbstreflexion

  • Das Sich-Selbst-Reflektieren findet nicht über Nacht statt. Du musst Selbstreflexion aktiv betreiben.

  • Selbstreflexion ist gut für die psychische Gesundheit

  • Wenn Du selbst reflektierst, brauchst Du Zeit & Muße, die Du Dir regelmäßig nehmen solltest.

  • Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten der Selbstreflexion. Welche für Dich passt, darfst Du ruhig ausprobieren.


Quellen:
1) Wikipedia: Selbstreflexion
2) Jochen Mai: Selbstreflexion: 60 Fragen + 5 Übungen zum wahren Ich
3) Katrin Grüneputt: Selbstreflexion (Historisches Wörterbuch der Philosophie)
4) Prof. Mag. Dr. Michaela Stock, Dr. Elisabeth Riebenbauer: Wegweiser durch das Thema der (Selbst-)Reflexion, Institut für Wirtschaftspädagogik Graz
5) Alex Carsten: Was ist eigentlich Selbstreflexion und wie kann ich mich selbst reflektieren
6) Karl Allmer, diplomierter Resilienztrainer und Coach
7) Dr. Manuel Barthelmess, Psychotherapie und Selbsterfahrung: Einzeltherapie
8) Prettenhofer, A.: Den Blick auf sich selbst richten – Instrumente zur Selbstreflexion für Studierende (in: Hochschuldidaktische Weiterbildung an der Fachhochschule. Durchführung, Ergebnisse, Perspektiven)
9) Xenophon, Memorabilia 4,2,26, zitiert nach Peter Jaerisch (Hrsg.): Xenophon: Erinnerungen an Sokrates, 3., verbesserte Auflage, München 1980, S. 261.
10) Dtv Atlas der Philosophie: Sokrates
11) Svenja Hofert: Warum Selbstreflexion die Basis für Entwicklung und Lernagilität ist
12) Makoto Matsuo: Leadership of learning and reflective practice: An exploratory study of nursing managers
13) TUM Institute of LifeLong Learning: TUM-Untersuchung bestätigt Zusammenhang zwischen Selbstreflexion und effektivem Führungsverhalten
14) Carmen Wolf: Konzeption und Untersuchung eines technologiegestützten Selbstcoachings als Intervention zur Förderung von ergebnisorientierter Selbstreflexion bei Studierenden am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) (Dissertation 2017)
15) Dr. Sabrina Helm und Dr. Astrid Dobmeier: Weniger Konsum heißt: mehr Zufriedenheit. Selbstreflexion über Konsum bringt persönliche Vorteile
16) Stefan Georg: Selbstreflexion: Eine Schlüsselkompetenz der Sozialen Arbeit?! (2014)
17) Dilip V. Jeste et. al.: Is spirituality a component of wisdom? Study of 1,786 adults using expanded San Diego Wisdom Scale (Jeste-Thomas Wisdom Index)
18) Psylex: Arbeit: Bedeutung, Sinn (Psychologie): Bedeutungsvolle, sinnvolle Arbeit: Was macht sie aus? (2016)
19) Cecile Landau et. Al: Das Philosophie-Buch (Deutsche Ausgabe von 2011)

Tamara Niebler (Inkognito-Philosophin)

Hi, ich bin Tamara, freie Journalistin & studierte Philosophin (Mag. phil.). Hier blogge ich über persönliche Erfahrungen mit Depressionen & Angst – und untersuche psychische Phänomene aus einer dezidiert philosophischen Perspektive. Zudem informiere ich fachkritisch über soziale Ungerechtigkeiten und gesellschaftliche Missstände, die uns alle betreffen.

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